Schauplatz, Eingefasster Kiesplatz Museumstrasse (Foto: Demian Senn)

Stille Orte hörbar machen

In der ‹All School Charrette› der ArchitekturWerkstatt St.Gallen behandeln semesterübergreifende Teams die gleiche Aufgabe an unterschiedlichen Schauplätzen. Dabei kann ein Kiesplatz zum Musikstück werden.

Wenn neue und alte Studierende aufeinandertreffen, dann ist ‹All School Charrette› an der ArchitekturWerkstatt. Eine analytisch anspruchsvolle aber künstlerisch freie Wochenaufgabe soll den Werkstattgedanke stärken. Nach dem Zufallsprinzip werden semesterübergreifende Gruppen gebildet. Alle behandeln die gleiche Aufgabenstellung, jedoch an unterschiedlichen Schauplätzen. Während der letzten ‹All School Charrette› beschäftigten wir uns mit unscheinbaren Stadträumen in St. Gallen. Es ging darum, einen Ort mit Augen, Ohren und Händen wahrzunehmen und ihn direkt vor Ort in einem 1:1-Modell zu interpretieren.


Schauplatz, Eingefasster Kiesplatz Museumstrasse (Foto: Demian Senn)

Schauplatz, Eingefasster Kiesplatz Museumstrasse (Foto: Demian Senn)

Meine Gruppe besuchte den Carparkplatz an der Museumsstrasse. Als Erstes setzten wir uns auf eine hölzerne Bank und versuchten möglichst viele Eindrücke aufzunehmen. Bereits das Hinsetzen brachte eine wichtige Erkenntnis, denn auf dem langgezogenen Kiesplatz gab es kaum Bewegung. Er präsentierte sich als Ruhepol gegenüber den angrenzenden, stark frequentierten Strassen. Um den Platz besser zu verstehen, gingen wir diese Strassen rauf und runter. Wir liefen dabei an regelmässig gesetzten Bäumen, Bänken und Säulen vorbei und entdeckten darin Rhythmen und Takte. Wir vermassen den Platz mit Schritten, hielten ihn in einem Diagramm fest und ordneten seine Elemente.


Diagramm Vermessungsskizze (Foto: Demian Senn)

Unser Projekt sollte den stillen Platz hörbar machen. Was in der Musik das Notensystem und die Noten sind, waren bei uns der Kiesplatz und seine Elemente. Wir begannen zu musizieren und den Platz akustisch zu aktivieren. Das Schrittmass wurde zum Metronom und gab die Geschwindigkeit vor. Bäume wurden zu Drums, Holzpoller zu Snares und Bänke zu tiefen Tönen. Unsere Komposition entstand.


Entstehung unseres Musikstücks (Foto: Demian Senn)

Am letzten Tag der Projektwoche war dann Premiere. Wir markierten das vorgegebene Schrittmass auf dem Boden des Platzes. Über einen QR-Code konnten die Besucherinnen und Besucher das Musikstück auf ihrem Smartphone abspielen und den Platz über Kopfhörer in einer neuen Dimension wahrnehmen.

Video Stille Orte hörbar machen (Video: Christopher Fushy, Iven Göldi, Sara Mändli, Demian Senn, Julet Sulajmani)


Die anspruchsvolle Woche machte uns bewusst, dass nicht nur die Aufgabe im Vordergrund steht. Wichtig war auch, dass wir uns kennenlernten und im Team arbeiteten. So bleiben wir das ganze Studium lang ‹All School Charrette›-Buddies.

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