Sitzen Liegen Stehen Gehen
In ihrer Bachelorarbeit untersucht die Modedesignerin Nadine Raeber, wie Bewegungen des menschlichen Körpers mit Gemütszuständen zusammenhängen. Ihre Entwürfe wollen körperliche und emotionale Reize auslösen.
Meine Bachelorthesis ‹Sitzen Liegen Stehen Gehen mit Kugeln› setzt sich mit möglichen Positionen und Bewegungen des menschlichen Körper und den entsprechenden Gemütszuständen auseinander. Die Arbeit lädt dazu ein, durch sinnliche Erfahrung und Beobachtung Körperlandschaften wahrzunehmen. So entsteht eine körperlich leibhafte Auseinandersetzung, bei der Berührung, Empfindung und Humor interagieren.
Die Arbeit behandelt die Stimulation von Körper, Material und Raum und erforscht Gewicht, Spannung und Elastizität. Es sind materielle Eigenschaften, die beim Tragen der Kleidungsstudien körperliche und emotionale Reize auslösen. Über bewusst gewählte aktive und passive Bewegungen werden die Entwürfe zum Leben erweckt. Als Ausgangspunkt nutze ich verschiedene Materialien. Es sind Gymnastikbälle, Glaskugeln und selbst gegossene Gummibälle. Ich verwende und sammle Produkte und Materialien, die eine zweite Bedeutung und Verwendung suchen und ermögliche einen nachhaltigen Umgang, indem eine neue Wertschätzung erkennbar wird.
Die Kombination der Materialien lässt eine neue Kommunikation zwischen Betrachter*in und Objekt entstehen. Die Arbeit kann unterschiedlich verstanden und wahrgenommen werden. Über Form- und Materialwahl wird ein therapeutischer Ansatz erkennbar, der im Kontrast zur Neuinterpretation von Farb- und Materialwelten eine freie Konnotation erlaubt. Meine Lust wird durch die Interaktion von Körper, Material und deren sinnliche Reize angetrieben. Ich verstehe meinen Prozess als vielschichtige Kommunikation: beginnend beim intuitiven Entwurf am eigenen Körper, der durch Videodokumentation festgehalten wird, hin zu handwerklich orientierten Gestaltungsformen, die an den Körper des Gegenübers kommen und in einer performativen Präsentation vermittelt werden.
In der handwerklichen Umsetzung habe ich mich im Schuhdesign vertieft und verschiedene Gusstechniken erlernt. Aus dem mehrteilige Prozess des Abformens mit Gips entsteht ein Negativ, mit dem wiederum ein Abguss aus Silikon oder Latex gemacht werden kann. In Zusammenarbeit mit der Glasbläserei Niesenglas habe ich einen Schuh entworfen, der in schleifender Bewegung den Gang neu erlebbar macht. Auf dem Weg der Umsetzung bin ich vielen Menschen begegnet, die mit ihrem handwerklichen Wissen meine Designideen erweitert und realisierbar gemacht haben. Dieser Austausch war essentiell zur Fertigung einer schlüssigen Arbeit und markiert für mich auf einer sozialen Ebene die Wertschätzung von Handwerk, Design und Mensch.
Ich verstehe meine Arbeit insofern im Modekontext, indem sie eben gerade nicht das vermeintlich Erwartete erzählt. Mode soll provozieren und neue Erlebnisse ermöglichen, sie soll Spass machen und verspielt sein. Durch diese Eigenschaften soll sie ihre Bedeutung auch in der Zukunft behalten.
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* Nadine Raeber hat mit dem präsentierten Projekt ihr Bachelor-Studium in Mode-Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel abgeschlossen. Alle mode- und gesellschaftskritischen Kollektionen des Bachelor Mode-Design können im April 2022 (genaues Datum folgt) in Basel physisch erlebt werden. Infos folgen auf www.doingfashion.ch oder über Instagram @doingfashionch.