Die Federn verströmen bei Bewegungen den selbstgewählten Duft.

Sensorische Sextoys

Véronique Rebetez hat sich in ihrer Diplomarbeit mit der Körperwahrnehmung von Menschen mit Querschnittlähmung auseinandergesetzt. Entstanden sind sensorische Sextoys jenseits von Klischees.

Wie heisst dein Diplomprojekt und warum geht es darin?
Véronique Rebetez*: Mein Diplomprojekt heisst ‹GOSIO› und ist ein Sextoy-Set, das die Bedürfnisse von Menschen mit einer unfallbedingten Querschnittlähmung abdeckt. Sexualität und Querschnittlähmung sind nach wie vor Tabuthemen, die zur Diskriminierung führen. Um eine inklusive Lösung zu finden, hab ich mich auf das fehlende Sextoy-Angebot und nicht auf die scheinbaren Defiziten dieser Menschen fokussiert.


Weiches Silikon, abwechslungsreiche Oberflächenstruktur durch feine Noppen und sanfte Glattheit.

Streicheln, zwicken, drücken, reiben – jede Berührungsart hat ihren eigenen Reiz.

Fransen-Augenbinde: Das Spiel von Sehen und Nicht-Sehen intensiviert die Wahrnehmung der anderen Sinne.

Die selbst erzeugten Geräusche, vom Mikrofon live übertragen, verstärken die Nähe zum eigenen Körper.

Die Federn verströmen bei Bewegungen den selbstgewählten Duft.

Wie bist du auf die Idee gekommen?
Meine persönliche Einstellung zu Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion und die Faszination für das Design von Sextoys haben zu dieser Arbeit geführt. Ich setze mich schon länger damit auseinander, dass bestimmte Personengruppen in unserer Gesellschaft einen erschwerten Zugang zur Sexualität haben. Die Gestaltung von Sextoys ist noch kein etabliertes Arbeitsfeld für Industriedesignerinnen. Dieses Potential und die Auseinandersetzung mit Objekten der reinen Lust machen mich neugierig.

Was waren die grössten Herausforderungen im Designprozess?
Ich wollte möglichst viele Aspekte berücksichtigen. Darum habe ich Sexualität, Sinnlichkeit und Querschnittlähmung so weit wie möglich gefasst. In allen drei Themenfelder können die Bedürfnisse der Menschen nicht einfach pauschalisiert werden. Auf technischer Ebene war der Modellbau eine grosse Herausforderung. Ich habe mit verschiedenen Materialien gearbeitet, die unterschiedliche Techniken erforderten.


Skizzen: Objekte für unterschiedlich ausgeprägte Empfindsamkeit der Handteller und Fingerspitzen.

Studien: Formen, Materialien und Techniken für verschiedene Druck- und Bewegungsreize.
Inwieweit hast du Menschen mit Querschnittslähmungen in dein Projekt mit einbezogen?
Ich habe viele Gespräche geführt und mir immer wieder ihr Feedback zu meinen Ideen geholt. Nur so konnte ich ein Produkt gestalten, das ihren Bedürfnissen entspricht.

Wie siehst du deine Rolle als Designerin in der Zukunft?
Ich will mit meinen Produkten einen Beitrag zu einer offenen, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft zu leisten. Wo und wie ich dieses Ziel in Zukunft umsetzen werde, wird sich zeigen.


* Véronique Rebetez studiert im 6. Semester Industrial Design an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).


Das GOSIO-Set.

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