Collagen aus Reklamen, 2013

Schön behütet und grausam vernachlässigt

Für ihr Projekt «L’art pour L’argent» hat die Grafikdesign-Studentin Milana Herendi bewusst ihre Komfortzone von «schönen Bildern» verlassen und die kommerziellen, massenmedialen Bilder unserer Umwelt untersucht.

Farbstimmungen, Formstudien, Bildkompositionen, Schriftmischungen –  das sind nur einige der Dinge, welchen ich mich in meinem Studienalltag als Grafikdesign-Studentin in unzähligen von Stunden widme. So kommt es, dass ich den x-fachen Entwurf einer formvollendeten Kurve des Buchstabens B ausdrucke oder die Bilder zum hundertsten Mal neu anordne, so dass sie in der bestmöglichsten und spannungsvollsten Kombination im Satzspiegel stehen. Ich gebe mich den schönen, anziehenden und formvollendeten Dingen hin. Mit dem Gefühl, die Welt einen klitzekleinen Teil attraktiver gemacht zu haben, verlasse ich abends das Atelier und lasse den Mikrokosmos der Hochschule hinter mir. Noch etwas benommen von der Druckfarbe des Risodruckers schlagen plötzlich brutale Bilder gegen meinen Kopf und zerstören die letzten ästhetischen Ideale.  
Banner, Plakate, Promotionen, Anzeigen und Traffic-Media-Screens. Im Bus, auf der Strasse im Supermarkt, auf der Toilette – passive Berieselung in jeder Lebenslage, immer und überall. An den meisten Tagen laufe ich ignorierend vorbei und lasse die Fensterläden meiner Grafikeraugen etwas runter.  So bemerke ich nicht, was diese Reklamen alles von mir wollen. Entscheide ich mich aber bewusst hinzusehen, wird es mir meistens übel – erschreckend, was für einen tiefen Anspruch diese Werbungen an meine eigene Denkleistung und Intelligenz doch haben.
Für das Projekt «L’art pour L’argent» entschied ich mich bewusst dazu, meine Komfortzone von «schönen Bildern» zu verlassen und die kommerziellen, massenmedialen Bilder in unserer Umwelt zu untersuchen. Die Arbeit behandelt den Versuch, die Skurrilität von Werbeplakaten und der Umgebung, in welcher sie stehen, wieder sichtbar zu machen.
Was auf den ersten Moment als einfache Fotografie einer Plakatwand im öffentlichen Raum erscheint, öffnet auf den zweiten Blick für einige eine neue Tür.

* Die Arbeit «L’art pour L’argent» entstand während des Projektmoduls Trash, Kitsch, Pop und Camp bei Marianne Halter und Marie-Louise Nigg an der Hochschule Luzern – Design & Kunst.  Milana Herendi studiert im 5. Semester Graphic Design an der Hochschule Luzern – Design & Kunst.

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