Ein dreidimensionales Puzzle: Modell Herrenspeicher zur Kalbe, Massstab 1:20 (Foto: Cornelia Schnyder)

Reverse Engineering

Die Studentinnen und Studenten der Innenarchitektur an der HSLU rekonstruieren die Bautraditionen der mongolischen Jurte und des mittelalterlichen Fachwerkhaus. Was sie lernen, wollen sie auf das heutige Bauen übertragen.




Bitterkalte Winter, heisse Sommertage, ständiger Wind - die Mongolei ist ein ungemütlicher Ort, um in einem Zelt zu leben. Und doch ist es in der Jurte im Winter wie im Sommer behaglich. In diesem Semester möchten wir herausfinden, wie die Mongolen aus der Zeit Dschingis Khans ihre Jurten gebaut haben. In Teams, zusammengesetzt aus den vier Baudisziplinen der HSLU, begeben wir uns auf Spurensuche.

Wir beleuchten die unterschiedlichen Aspekte der Jurte und erkennen, dass sie eine geniale Entwicklung ist. Ihr Bau verbraucht wenig Ressourcen und nutzt die Eigenschaften von Holz, Wolle und Leder so gekonnt, dass sich dieser Gebäudetyp bis heute erhalten hat.

Das Mitteldeutsche Fachwerkhaus auf der anderen Seite ist uns vertrauter mit seinen schmuck angeordneten Holzbalken und den lehmgefüllten, weiss verputzten Zwischenräumen. Das Haus entstand in einer Zeit, in der es kaum Nägel und schon gar keine Schrauben gab. Wie halten denn die grob zersägten Holzstämme bis heute zusammen? Wir bauen Modelle und studieren Fachliteratur, um Wissen über Hausbau ohne Beton, Armierungsstahl und Klebstoff zu erhalten. Dabei lernen wir eine Vielzahl von metallfreien Verbindungsmöglichkeiten kennen, die im Mittelalter noch in Handarbeit mit Beil, Säge und Stechbeitel hergestellt wurden.

Bis Juni rekonstruieren wir die Bauweise des Fachwerkhauses und der Jurte. Wir untersuchen den Entstehungsprozess der beiden Häuser und erhalten so Einsicht in die Eigenschaften ihrer Baustoffe, der angewandten handwerklichen Techniken sowie ihrer Statik und Gebäudetechnik. Im Englischen heisst die Methode ‹Reverse Engineering›.

Die so gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auf Häuser in der Schweiz übertragen und werden uns bei der professionellen Analyse von Gebäuden helfen. Bald können wir als Innenarchitektinnen und -architekten Sanierungsaufträge übernehmen und diese mit fundiertem Wissen über Haustyp, Material und Technik ausführen. Wir wollen Baustoffe geschickt kombinieren, damit behaglicher, ansprechender und gesunder Innenraum entsteht – genauso wie es Mongolen und Zimmerleute aus dem Mittelalter getan haben.

* Cornelia Schnyder studiert im 2. Semester Innenarchitektur an der Hochschule Luzern Architektur & Technik.

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Kommentare

Max Tiger 06.05.2018 10:08
Max Bär, Sie betreiben die gleiche Hetze und Desinformation der Neurechten. Hier ein Zitat aus dem besagten Offenen Brief: „Denn um eines geht es den Kritikern Trübys sicherlich nicht: um Argumente und Rationalität. Wie anders ließe sich Hübners absurde Frage „Sind schönere Städte ‚rechtsradikal‘?“ erklären, die Trübys Rede von rechtsradikalen Akteuren in bewusst desinformierender Absicht auf Architekturen überträgt? Wie anders ließe sich Roland Tichys absurder Ausruf erklären, der – in kalkulierter Verdrehung der Argumente Trübys – in seinem neurechten Magazin Tichys Einblick aufschreit: „Jetzt sind die Fachwerkhäuser dran!“ ... Um das vermeintlich Offensichtliche zu betonen: Es geht Trüby weder darum, die gebaute Neue Frankfurter Altstadt zum gebauten Faschismus zu erklären noch darum, allen Unterstützer_innen von Rekonstruktionen rechtes Gedankengut zu unterstellen. Jede politische Ideologie kann jeden Architekturstil beliebig instrumentalisieren. Ebenso wenig geht es ihm darum, Rekonstruktionen als solche zu skandalisieren. Rekonstruktion im Sinne von Wiederherstellung nach Katastrophen und Kriegen – das hat der Autor wörtlich in seinem Aufsatz für alle nachlesbar geschrieben –, sind „eine historische Selbstverständlichkeit“. Trüby geht es um die mehr als berechtigte Warnung davor, dass Rekonstruktionsarchitektur mittlerweile zum Schlüsselmedium der autoritären, völkischen, geschichtsrevisionistischen Rechten geworden ist.„ Anscheinend verhindert ideologische Verblendung das Denken und die Lesefähigkeit, vom Textverständnis und Argumentationsfähigkeit.
Max Bär 05.05.2018 15:09
Aufgepasst! Trüby und Arch+ lehren uns: Fachwerk, dahinter stecken oder es produziert Nazis! Geht in Deckung! Sonst kommt die von Ihnen geforderte Nazi-Watch bald und verbietet Euer Tun...
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