Die ersten Ideen dazu, wie «Birdly» gebaut sein könnte, wurden ohne Motor von Hand getestet. Fotos: ZHdK, Birdly-Team

Pröbeln bis zum Abheben

Der Vogelflugsimulator «Birdly» ist ein Projekt mit internationaler Strahlkraft. Die Erfinder ruhen sich jedoch nicht auf den Lorbeeren aus, sie treiben die Forschung zum Körper als Bedienungsinterface an der ZHdK weiter.


Der Vogelflugsimulator «Birdly» wurde von einem Team um Max Rheiner, Dozent der Vertiefung Interaction Design, im Rahmen eines Forschungsprojektes für das BirdLife-Naturzentrum Neeracherried entwickelt. Er wurde bereits in San Francisco und Vancouver vorgestellt, hat mehrere Preise gewonnen und wird auch in diesem Jahr weit reisen. Indien ist eines der nächsten Ziele. Dass «Birdly» so gut ankommt, liegt zu einem grossen Teil an der intuitiven Bedienbarkeit. Sich wie ein Vogel zu fühlen bedingt, dass man die Flügel ohne Nachdenken benutzen kann; man fliegt, wie Menschen gehen.

Zeitintensives Forschen
Einer der Verantwortlichen für diese intuitive Steuerung ist Fabian Troxler. Er hat im Sommer 2013 gleich nach seinem Interaction-Design-Studium an der ZHdK am Vogelflugsimulator zu arbeiten begonnen. Am Anfang standen erste Versuchs-Plattformen mit eingeschränkter Koordination von Bewegung und Bild. Bis zur aktuellen Version verbrachte Fabian mit dem «Birdly»-Team viele Wochenenden und Abende in der Werkstatt und hat Feedback- und Steuerungsmechanismen im Trial- und Error-Verfahren angepasst. Die vielen Rückmeldungen, wie intuitiv der Vogelflugsimulator zu bedienen sei, freuen ihn denn auch besonders: «Es ist schon sehr schön, dass viele Leute sagen, wie überraschend intuitiv ‹Birdly› zu steuern sei.» Bei der Wahl der Steuerungsmechanismen gab es keine Gewissheiten. Alles musste ausprobiert werden. Als zum Beispiel plötzlich mehrere Testpersonen bemängelten, die Flügel funktionierten  «verkehrt herum»,  wurden sie probehalber umgepolt. Schnell war man jedoch wieder bei der ursprünglichen Version, denn durch die umgekehrte Steuerung waren die anderen Testpersonen irritiert. Das Phänomen erklärt sich das «Birdly»-Team mittlerweile mit der These, dass Personen, die mit der Steuerung von Flugzeugen vertraut sind, eine andere Steuerung als intuitiv empfinden als «Laien».

Wie weit kann man gehen?
Beim Tüfteln an «Birdly» wurde aber auch klar, dass viele Abweichungen von den ersten Vorstellungen gar nicht bemerkt werden. Das Blickfeld von «Birdly» musste zum Beispiel angepasst werden, damit die Benutzer keine Nackenprobleme bekommen: Hält man den Kopf so, dass man natürlicherweise denken würde, man sähe nach unten, sieht man in der Brille «nach vorne». Das stört niemanden. Welche Veränderungen an der Steuerung und Wahrnehmung irritieren und welche von den Benutzern gar nicht erst bemerkt werden, untersucht Fabian jetzt in seiner Master-Arbeit. Kann man sich von den ersten, naheliegenden Vorstellungen lösen, eröffnen sich nämlich unzählige Möglichkeiten, den Körper als Bedienungsinterface zu benutzen. Und das ist längst nicht nur für Vogelflugsimulatoren interessant.

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