Ein Archiv mit 537 Steine in Buchform.

Mit Stein, Stift und Karte

Master-Studentin Michelle Aimée Oesch hat die Steinsammlung ihres Vaters in einem Buch archiviert und dabei nicht nur viel über Visuelle Kommunikation, sondern auch über seine Person gelernt.

Im Rahmen einer Semesterarbeit im Bachelor für Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hatte ich die Steinsammlung meines Vaters fotografisch festgehalten: 537 Steine, versehen mit Bergnamen, Höhe und Datum, dazu Skizzen, Tagebucheinträge und Landkarten mit den eingezeichneten Wanderungen in den Schweizer und Nordamerikanischen Bergen. Schon während dieser Arbeit kam der Wunsch auf, dieses Material in Buchform zusammenzuführen. Für die Semesterarbeit ‹Concept – Archiving the Archive› im Master-Studium in Visueller Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel stellte ich mir nun die Aufgabe, diese Sammlung mittels einer Publikation für andere zugänglich zu machen.

Ein Archiv mit 537 Steine in Buchform.

Die Arbeit an diesem Buch ermöglichte es mir, meinen Vater von einer neuen Seite kennen zu lernen. Als Mann, der auch vor seiner Rolle als Vater existierte, als Mensch mit eigenen Wünschen, Ängsten und Sehnsüchten. Ich wollte nicht nur die einzelnen Medien archivieren, sondern auch die mir neue und doch vertraute Person sichtbar werden lassen.

Das Buch hat kein klassisches Inhaltsverzeichnis. Zur Navigation und Übersicht finden die Leserinnen und Leser auf den ersten 30 Seiten einen stichwortartigen Überblick über alle Wanderungen, die mein Vater zwischen 1964 und 2017 unternommen hat. Die ausführlicher beschriebenen Touren sind fett unterstrichen und mit der entsprechenden Seitenzahl versehen.
 

Auf den ersten 30 Seiten gibt es einen stichwortartigen Überblick über alle Wanderungen.

Es folgen 40 Kapitel mit Titelblatt, Landkarte, Routen, Skizzen, Steinfotos und Texten. Je nach vorhandenem Material sind die Kapitel unterschiedlich lang. Es gibt fünf Textebenen im Buch: 1. Die Transkriptionen der Tagebucheinträge und Schilderungen meines Vaters. 2. Zitate meines Vaters, die im Laufe meiner Recherche und den Gesprächen mit ihm entstanden sind. 3. Touren-Berichte aus meiner Pespektive. 4. Fussnoten zu spezifische Ausdrücken und Personennamen. 5. Fussnoten zu Bergnamen, die auf weitere Besteigungen verweisen.
 

Kartenmaterial mit eingezeichneter Wanderroute.

Die Semesterarbeit beinhaltete nebst der Entwicklung des Konzepts auch die manuelle Umsetzung mit Druck und Bindung in den schuleigenen Werkstätten. 
 

Druck und Bindung passierten in den schuleigenen Werkstätten.

Am meisten Zeit brauchte ich, um das Material zusammenzutragen, zu sichten und auszuwerten: Was gehört zusammen? Was muss ins Buch um die gewünschte Geschichte zu erzählen? Wie kann ich reduzieren und gleichzeitig dem umfangreichen Material gerecht werden?

Da ich nur begrenzte Erfahrungen mit Grafikdesign hatte, war es eine Herausforderung für mich, ein funktionierendes Layout zu erstellen. Ich musste viele Leerläufe und Frustrationen aushalten. Dank den regelmässigen Diskussionen innerhalb der Klasse, fand ich zum Schluss ein zufriedenstellendes Layout. Diese Auseinandersetzung brachte mir nicht nur wertvolle Kenntnisse im Bereich des Grafikdesigns, sondern öffnete mir den Blick für die umfangreiche Konzeptarbeit in der Visuellen Kommunikation – von der Projektidee zum Inhalt über das Layout zur Fertigung.
 

Mit Stein, Stift und Karte: Master-Studentin Michelle Aimée Oesch hat die Steinsammlung ihres Vaters in einem Buch archiviert.

Momentan beschäftige ich mich mit letzten Anpassungen und Ergänzungen und suche nach Möglichkeiten das Buch zu publizieren.

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