Das Laserlabor der ZHAW

Im Laserlabor - Schneiden auf Zeit

Stefan Noser studiert Architektur an der ZHAW in Winterthur. In seinem Campus-Beitrag erklärt, warum er sich beim Zuschneiden fürs Abgabemodell selbst wie ein Roboter fühlt.


20:00 bis 22:00
Mein Projekt ist beinahe abgabebereit, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen das Abgabemodell zu erstellen. Das Glück war mir hold und ich habe noch einen Termin im - eigentlich ausgebuchten - Laserlabor gefunden. Zuerst müssen jedoch die Pläne der Einzelteile gezeichnet und das nötige Material beschafft werden. Der Kauf des Graukartons in allen möglichen Stärken brennt zum wiederholten Mal ein Loch in mein Studi-Portemonnaie. Tja, bis Ende Monat sind also Spaghetti mit Tomatensauce angesagt. Von diesem tristen Ausblick in die Kulinarik versuche ich meine Gedanken wieder auf die Arbeit zu lenken. Mit aller Sorgfalt durchdenke ich das gesamte Modell vor meinem inneren Auge. Bei vollster Konzentration arbeite ich akribisch jedes Einzelteil durch und versuche dabei möglichst nichts zu vergessen: Kartonstärke berücksichtigen, auf keinen Fall doppelte Linien im Plan haben und an die Gravuren denken. «Nur keine Fehler machen», denke ich mir, denn auch wenn die tickende Uhr an der Wand mich zur Eile drängt, habe ich keine Lust darauf nachträglich alles von Hand nachzubessern. Haarscharf auf den reservierten Termin schaffe ich es dann ins Laserlabor. Weil mal wieder einer überzieht, bin ich zum Warten gezwungen. Ich tue, was ich in solchen Situationen immer tue. Ich gehe eine rauchen. Als ich zurückkomme, kann es endlich losgehen. Zuerst tätige ich meine Lasereinstellungen an der lottrigen Windows-Maschine, platziere den ersten Kartonbogen im Schneidegerät und starte den Laser.

22.00 bis Mitternacht
Der Laserkopf saust in unerklärbarer Reihenfolge über meinen Kartonbogen und schneidet dabei exakt Linie um Linie meines Planes nach. Das Pfeifen des Gerätes sagt mir, dass die Platte nun fertig ist. Ich picke alle Einzelteile heraus und versuche diese irgendwie in einer Reihenfolge zu halten, damit ich sie später noch zuordnen kann. Die ganze Prozedur wiederholt sich nun scheinbar endlos. Durch die schlechte Luft fühlen sich meine Kehle und Augen an, als wäre ich in einen Sandsturm geraten. Das unaufhörliche Summen des Laserkopfes und das Brummen der schlechten Lüftung zerren an meinen Nerven. Aus Langeweile lasse ich mich beinahe vom Laser hypnotisieren, mein Rücken beginnt zu schmerzen. Ich fühle mich nun selbst wie ein Roboter: justieren, warten, neuer Karton, justieren...

24:00 bis Morgengrauen
«Nichts wie raus hier», denke ich mir, als das letzte Einzelteil geschnitten ist. Doch an Nachtruhe ist leider noch nicht zu denken, da nun das grosse Kleben beginnt.

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