Das Ginkgo-Shirt

Grenzenlose Traditionen

Die HSLU-Textildesignerin Clara Sollberger hat Stickereien für T-Shirts entworfen, die das vermeintlich Fremde als wichtigen Teil unserer Kultur feiern.

Pflanzen werden wie Menschen eingebürgert und können als nicht-einheimisch oder heimisch bezeichnet werden. Rund um die Neophyten-Thematik ist eine riesige Diskussion entstanden, die in ihrer Formulierung an die Debatten um Migration erinnert.

Im Rahmen des Projekts «Speak Up!» an der Hochschule Luzern Design und Kunst, habe ich mich mit dem vermeintlich «Fremden» in unserer Kultur beschäftigt. Das libanesische Restaurant um die Ecke besuchen viele gerne, doch wenn es darum geht, das «Fremde» als Teil dieses Landes anzuerkennen, sieht es ganz anders aus.

An sogenannten Volksfesten wird eine Schweiz gefeiert, mit der ich mich weder identifizieren kann noch will. An einem Fest, an dem die gesamte Bevölkerung der Schweiz teilnehmen kann, wünsche ich mir Falafel und Zürigeschnetzeltes, Alpenkräutertee und Uludağ, Kiwis und Äpfel.

Die Neophyten dienten mir als Übersetzungsgrundlage für mein Anliegen. In dem Garten mit dem ich aufgewachsen bin, standen Kiwibäume und bei Spaziergängen am Vierwaldstättersee ist man von Chinesischen Hanfpalmen umgeben. Der Ginkgobaum vor dem Schulgebäude gehört für mich zum Alltag wie auch die Physalis-Pflanze an den Strassenrändern.

Ich habe Stickereien für T-Shirts – eine Art Tracht – entworfen, die von Menschen getragen werden sollen, die das vermeintlich Fremde als wichtigen Teil unserer Kultur sehen und dies auch zeigen wollen. Die Arbeit beinhaltet zudem eine Art Katalog mit diversen weiteren Stickereien, die ebenfalls als Kragenmotive zum Einsatz kommen könnten.
 

Clara Sollberger hat 2017 an der HSLU ihr Studium Textildesign abgeschlossen. Für ihre Abschlussarbeit «Flagge bekennen» erhielt sie den sda ba design award.

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