Dreidimensionaler Papierschnitt

Folklore

Für das interdisziplinäre Modul ‹Kunstwerkbuch› übersetzte die Textildesign-Studentin Chiara Elspass florale Muster von Zürcher Trachten in dreidimensionale Papierschnitte und Stickereien.

Meine Begegnung mit der schwedischen Volkskunst machte mir bewusst, wie wenig ich die Zürcher Traditionen kenne. Dies erstaunte mich umso mehr, als ich als Kind am Sechseläutenumzug mehrmals eine Zürcher Festtagstracht trug. Für mein Semesterarbeit setzte ich mich mit der Herstellung von Zürcher Trachten auseinander und versuchte sie gestalterisch in ein Buch zu übersetzen. Die Trachten sind für mich ein wunderbares Beispiel von textiler Flächenbildung. Die in Vergessenheit geratenen Techniken haben mein Interesse an ihrer Materialität, Musterung und Funktion geweckt.

Dreidimensionale Pflanzenmotive

Mit dem Buch will ich meine Wertschätzung für Handwerk und Tradition visualisieren und weitergegeben. Die rechteckige, geschlossene Form des Buches, die antike Beschaffenheit und die erhobenen Umrahmungen im Inneren sollen die Assoziation einer Schatulle mit einem wertvollen Inhalt vermitteln. Die florale und dekorative Formsprache, die Farbigkeit und das Textil in Kombination mit Papier ziehen sich durch die gesamte Publikation.

Ausschnitt aus dem Buch

Das 21 mal 29 Zentimeter grosse Unikat wird durch eine textile Hardcover-Fadenbindung zusammengehalten und umfasst rund 14 Doppelseiten, in denen hauptsächlich textile Samples zu sehen sind. Anhand der Trachten schuf ich florale Muster in Form von dreidimensionalen Papierschnitten und Stickereien, die mich an die französischen Fichus – zu einem Dreieck gefaltete Tücher – oder an die Filigranschmuckherstellung erinnern. Zusätzlich gestaltete ich eine Szene des ‹Sächsilüüte› als Linolschnitt.

Dreidimensionaler Papierschnitt

Meine Farbwahl bezieht sich auf das weissblaue Zürcher Wappen. Passend dazu habe ich mit einer Cyanotypie – ein altes fotografisches Edeldruckverfahren mit blauen Farbtönen – die Materialität von Bändern festgehalten. Mit einer Maquette recherchierte ich, wie die unterschiedlichen Elemente in ein Buch eingearbeitet werden könnten. Ich nahm ein bereits bestehendes Buch als Ausgangslage, schnitt Vertiefungen in die Seiten und versteckte darin die dreidimensionalen Motive. Die vorhandenen Bilder habe ich übernommen und thematisch unpassende Seiten zugeklebt, um eine neue Dramaturgie festzulegen.

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