Was macht den Architekten zum Architekten?

Entwurf oder Gesamtleitung

Was macht den Architekten zum Architekten, fragt sich Roman Bürki, der an der ZHAW berufsbegleitend Architektur studiert, in seinem Campus-Beitrag.

Gerade hat das 5. Semester begonnen und schon die Hälfte der Studienzeit ist an mir vorbeigerauscht. Die Frage nach meiner beruflichen Zukunft, was nach dem Studium passiert, ist allgegenwärtig. Vor dem Studium besaß ich die Wunschvorstellung, mal ein eigenes kleines Büro oder Atelier zu führen und Wettbewerb um Wettbewerb zu bearbeiten (und natürlich auch zu gewinnen ;-)). Nun hat sich diese Sichtweise im Laufe des letzten Jahres langsam geändert. Ich begann das reine Entwerfen in Frage zu stellen und konfrontierte mich mit der Frage, was einen Architekten zum Architekten macht. Wo vorher Entwurf und Wettbewerb dominiert haben, stehen nun der Bauprozess und die Gesamtleitung im Vordergrund.  Ich musste mir während des Studiums auch eingestehen, dass ich nicht unbedingt der geborene und ambitionierteste Entwerfer bin, der stundenlang an Grundrissen und Typologien herumwerkelt, tüftelt und ausprobiert. Jetzt sehe ich klarer vor mir, was mich am Bauen wirklich interessiert und was ich später im Beruf mal zu machen gedenke.

Begonnen hat dieser Sichtwechsel einerseits durch die praxisorientierten Module im Studium und andererseits durch die Mitarbeit und die Einblicke in Grossprojekte der Generalplanerwelt, die sich mir in meiner beruflichen Tätigkeit eröffneten. An dieser Stelle muss ich die Gelegenheit nutzen und wieder einmal festhalten, wie sinnvoll die berufsbegleitende Variante des Architekturstudiums ist!

Beim Führen von Fachplaner-Teams beispielweise, wurde mir erst richtig bewusst wie komplex nur schon die Haustechnik sein kann. In der Gesamtleitung spielen über alle Bauphasen die Einhaltung von Kosten und Terminen eine Hauptrolle. Bei den heutigen Ansprüchen setzt das extreme Skills voraus, auch weil die Bauherren immer professioneller geworden sind. Wenn ein Laie ein Gebäude betrachtet, stellt er sich meist die Frage: Gefällt es mir und funktioniert es? Die eigentliche Schwierigkeit, die hinter dem gesamten Bauprozesses  steckt, vermag er gar nicht wirklich zu deuten. Und genau dieser Aspekt fasziniert mich an der Architektur: der Bauprozess in all seiner Komplexität.

* Roman Bürki studiert im 5. Semester berufsbegleitend Architektur an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

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