Der Patchwork-Teppich «Xylomelum Hexagon» besteht aus Wolle und Sisal. Design Martina Zünd Gygax. Foto Angelika Annen.

Einheit der Gegensätze

In ihrer Masterarbeit hat Martina Zünd Gygax zwölf Gestaltungsmerkmale für ein «eklektisches» Interior Design formuliert und daraus Teppiche entwickelt.


Eklektizismus bezeichnet ein Gestaltungsprinzip in Design, Kunst und Architektur, bei dem unterschiedliche Objekte, Stile, Materialien oder Elemente kombiniert und zu etwas Neuem zusammengefügt werden. Früher verpönt als Stilmix oder Stilbruch und heute im Trend, eröffnet das eklektische Prinzip ein interessantes Spannungsfeld und schafft ein faszinierendes Spiel von Zitaten.

Der Reiz des Eklektizismus liegt für mich im Ausloten der Grenzen. Die Kombination von Altem, Bewährtem mit neuen Ideen oder Verfahren sowie der Überraschungsmoment, der dabei entsteht, fasziniert mich. «The Big Mix» scheint meiner Meinung nach der heutigen Zeit mehr zu entsprechen als die lang propagierte Stileinheit. Denn Stilbrüche erzeugen Spannung und repräsentieren die Vielschichtigkeit unserer globalisierten Welt viel mehr.
Eklektizismus, Individualität und Stilmix sind Begriffe, die insbesondere im Wohnen immer wichtiger werden. So widmen sich viele Interior-Blogs dem sogenannten Eclectic Style. Dieser Einrichtungstrend definiert sich über Kontraste und das bewusste Kombinieren von verschiedenen Epochen und Stilen. Im Eclectic Style werden Trouvaillen aus dem Brockenhaus und Erinnerungsstücke von Reisen gesammelt, ethnische Kunstwerke mit westlichem Design kombiniert und Muster und Farben kunterbunt vermischt. In meiner schriftlichen Masterarbeit habe ich den Eclectic Style analysiert und zwölf Gestaltungsmerkmale entwickelt, die sich als Richtlinien für ein modernes eklektisches Einrichten eignen.

In meiner praktischen Masterarbeit «Tropical Bauhaus. Die Einheit der Gegensätze im Eklektizismus» habe ich den Reiz des eklektischen Gestaltungsprinzips untersucht und das Zusammenspiel gegensätzlicher Elemente thematisiert: In den entstandenen Teppichentwürfen treffen geometrisch reduzierte Textilmuster aus dem Bauhaus auf eine üppige, exotische Pflanzenwelt. Die Arbeit lässt konträre Inspirationsquellen verschmelzen, thematisiert Berührungspunkte beider Welten und durchbricht starre Strukturen. Als Essenz meiner Auseinandersetzung mit dem eklektischen Prinzip und den Bauhaus-Textilien habe ich mir die folgenden vier Kriterien für meine Entwurfsarbeit gesetzt: Spiel mit Zitaten, Spiel mit Kontrasten, Einheit der Gegensätze und Nachhaltiges Design.

* Martina Zünd Gygax hat den Master of Arts in Design, Spezialisierung Textiles, an der Hochschule Luzern – Design & Kunst abgeschlossen. Ihre Teppichentwürfe zum Thema «Tropical Bauhaus. Die Einheit der Gegensätze im Eklektizismus» waren für den Design Preis 2014 der Gebert Stiftung nominiert.

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