Das Windhund-Prinzip

Das Windhund-Prinzip

Im Architektur-Studium läuft vieles nach dem Prinzip «de Schnäller isch de Gschwinder». Die Folge davon: die Studierenden sind immer erreichbar, sogar in den Sommerferien.

«first come, first served» – eine vielgehörte Aussage an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Sie bedeutet, dass man eine exklusive Gelegenheit erhält. Je schneller man auf das Angebot reagiert, desto eher oder besser wird man diese exklusive Gelegenheit wahrnehmen können. Genau wie im «echten» Leben, funktioniert auch an der ZHAW so einiges nach diesem Prinzip - auch Windhund-Prinzip genannt. Es beginnt bereits am Einführungstag. Die Atelierplätze können frei gewählt werden. Jedem Studienanfänger steht ein Tisch, ein Stuhl und eine Stellwand zur Verfügung. Wo und neben wem man sitzen möchte, entscheidet man selbst – vorausgesetzt, man ist schnell genug. Auch bei einer Analyseübung darf man jeweils das Objekt, das am meisten interessiert, selbst aussuchen – man muss sich nur so schnell wie möglich eintragen. Dies sind nur zwei Beispiele, bei denen für einen Moment alles andere unwichtig wird.
Über einige dieser exklusiven Gelegenheiten wird man per E-Mail informiert. Will man vorne mit dabei sein, ist man am besten permanent erreichbar. Deshalb wird man die meisten Studenten kaum einmal ohne Handy in der Tasche antreffen.
In den sommerlichen Semesterferien gestaltet sich die Erreichbarkeit ein wenig schwieriger. Viele Studenten arbeiten, um ihre Finanzen aufzupolieren. Andere geniessen Ferien so weit weg wie möglich, um sich eine Weile vom Studium zu distanzieren. Weder im Büro noch am anderen Ende der Welt kann und möchte man jedoch dauernd erreichbar sein. Dies kann einen Monat vor Wiederaufnahme des Studiums zu einem kleinen bis mittelgrossen Hindernis werden, erhält man doch jetzt die Möglichkeit sich seine Wahlfächer auszusuchen. Auch hier ist wieder «de Schnäller de Gschwinder». Obwohl man drei Tage Zeit bekommt, werden sich die meisten wohl innerhalb der ersten zehn Minuten eingeschrieben haben. Deshalb sucht man sich im Vorfeld seine favorisierten Fächer aus – so ist man vorbereitet, wenn die Internetseite freigeschaltet wird. Ab diesem Moment kann man nur noch auf eine stabile und schnelle Internetverbindung sowie einen flinken Finger hoffen.
Sind die Fächer gewählt, wird so manch einem bewusst, dass sich die Semesterferien dem Ende zuneigen. E-Mails werden in kürzeren Abständen abgerufen, die Erreichbarkeit der Studenten steigert sich merklich.
Soviel im Studium auch nach dem Windhund-Prinzip abläuft, heisst es doch letztlich bei einem Architekturwettbewerb immer noch: Möge der Bessere gewinnen!

Isabel Rüttimann studiert im 5. Semester Architektur an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur.

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