Berufsbegleitend Studieren – Studiumbegleitend Arbeiten

Pascal Niederhauser studiert an der ZHAW in Zürich berufsbegleitend Architektur. Im Beitrag beschreibt er wie er Arbeit und Studium unter einen Hut bringt und warum der Begriff studiumbegleitendes Arbeiten treffender wäre.

Es gibt verschiedene Ansichten, warum man sich für ein berufsbegleitendes Studium entscheidet. Ich wollte nach der Lehre nicht nochmal 3 Jahre die Schulbank drücken sondern endlich einmal Eigenständigkeit entwickeln und dies funktioniert nun mal nur mit Geld, egal was andere behaupten mögen. Es klang sehr attraktiv, zu Arbeiten, also die praktische Anwendung des bisher Gelernten umzusetzen und zusätzlich mit einem Studium das Wissen und die Karrieremöglichkeiten zu verbessern, man kann und will ja in dieser schnelllebigen Zeit nicht stehen bleiben. Wie dem auch sei habe ich mich eingeschrieben und finde mich momentan Ende des 5. Semesters, von 8, wieder.
Bereits einige Studiumserfahrung gesammelt, behaupte ich zumindest von mir selbst, bin ich zu dem Fazit gekommen, dass berufsbegleitendes Studieren nicht unbedingt der richtige Ausdruck für diese Ausbildung ist. Die Rechnung ist simpel, von einer Arbeitswoche benötigt man 30% für das Studium und 70% kann im Büro gearbeitet werden. Nun ja, ich arbeite 80% aber das macht keinen grossen Unterschied. An zwei definierten Tagen unter der Woche sitzt man dann in der Schule, einen halben und einen ganzen, den Rest verbringt man im Büro. Soviel zur Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus, der Stundenplan ist verzwickt und erschwert die Organisation von Studium und Arbeit. Mal muss man erst am späten Vormittag antraben, oder man kann bereits Mitte Nachmittag nach Hause. In beiden Fällen macht es keinen Sinn davor oder danach noch ins Büro zu fahren. Die fehlenden Stunden werden natürlich am halben Schultag kompensiert, da muss man zwischendurch einen ganzen Tag ran und arbeiten bleibt auf der Strecke. Dann ist der Schultag für einmal ein anderer, Dienstag anstelle Mittwoch, da heisst es flexibel bleiben, nicht nur man selbst, auch der Teamleiter. Manchmal kommen die unbeliebten Zwischenstunden, schnell für zwei Stunden ins Büro kommt wohl nicht in Frage und die fehlenden Stunden werden wieder irgendwo eingebaut. Die Projektwochen und Studienreisen dürfen nicht unerwähnt bleiben. Sie sind auf jeden Fall immer ein Highlight, welches man nicht missen will. Aber man ist wieder nicht am Arbeiten. Zu guter Letzt darf die Zeit vor den Schlussabgaben nicht vergessen werden. Die Pläne und Modelle sind noch nicht fertig und man nimmt halbe oder gar ganze Tage frei um dies zu ändern.
Es ist also verständlich, dass die erste Frage vom Teamleiter am Montagmorgen lautet: «Wann bist du den diese Woche da?» Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass ein Mitarbeiter meine Pendenzen auf den Tisch kriegte, weil ich vor lauter Studium keine Zeit dazu hatte. Ein berufsbegleitendes Studium beinhaltet eine Berufstätigkeit, bei der nebenbei eine Ausbildung absolviert werden kann. Unser Studium ist eher eine Ausbildungstätigkeit, in der nebenbei gearbeitet wird, da wäre der Begriff studiumbegleitendes Arbeiten treffender. Aber ich mache es ja für mich und das gerne.

* Pascal Niederhauser studiert im 5. Semester berufsbegleitend Architektur an der ZHAW in Zürich.

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