Model: Ashwini Anthony, Fotografie: Binta Kopp

Balance als dynamisches Prinzip

Jill Ann Eiholzer studiert Fashion Design an der HGK Basel. Sie hat ein Kleidungsstück entworfen, das sich in Bewegung verändert und den Zustand des Gleichgewichts hinterfragt.

Gleichgewicht scheint ein erstrebenswerter Zustand zu sein. Er bringt Stabilität, Harmonie und Kontrolle. Doch unser Alltag ist geprägt von einem ständigen Wechselspiel: Wir schwanken, korrigieren, balancieren aus. In meiner Semesterarbeit habe ich dieses Prinzip auf die Mode übertragen und ein Kleidungsstück entworfen, das sich in Bewegung verändert, Stabilität hinterfragt und Balance neu verhandelt. Als Ausgangspunkt diente mir ein klassischer Arbeitsanzug – ein Jumpsuit – den ich dekonstruiert und neu gedacht habe. Skulpturale Experimente führten mich zu einer Silhouette, die als Grundlage für den Schnitt diente. Beim Experimentieren und Skizzieren kristallisierten sich zwei Motive heraus: Der Kreis – vollkommen geschlossen steht er für Stabilität – und die Spirale als dynamische Form, die den stetigen Wandel verkörpert. Beide Motive reflektieren das Spannungsverhältnis zwischen Balance und Imbalance, wurden zu Leitmotiven meines Entwurfs und manifestierten sich im Design sowie in der performativen Inszenierung des Jumpsuits.


Skulpturale und zeichnerische Recherche zur Silhouette

Projektdokumentation

Schnitt

Das Resultat ist eine asymmetrische Silhouette, bestehend aus zwei Teilen, die durch eine runde Knopfleiste verbunden sind. Die Silhouette verweigert Stabilität und fordert eine aktive Auseinandersetzung durch Bewegung, Anpassung und Körperlichkeit der tragenden Person. Die Reflexion über Balance ist in meiner persönlichen Suche nach Ausgleich zwischen Spiel, Arbeit und Emotion verwurzelt. In der künstlerischen Praxis existieren diese Bereiche nicht isoliert, sondern sind in ständigem Dialog miteinander. Das Spiel gibt mir Raum für freies Experimentieren mit ungeplanten und erwartungslosen Prozessen. Die Arbeit als Gegenpol erfordert Struktur, Konzentration und Entschlossenheit. Emotionen sind das unsichtbare Gewebe, das die beiden Pole verwebt und verbindet.


Fitting prototype

Performative Inszenierung

Model: Ashwini Anthony, Fotografie: Binta Kopp

Model: Ashwini Anthony, Fotografie: Binta Kopp

Die Auseinandersetzung mit Balance und Imbalance bleibt für mich ein fortlaufendes Forschungsfeld, sowohl in der Mode als auch als übergeordnetes Prinzip meiner künstlerischen Arbeit. Die Mode dient mir in diesem Kontext als Medium, das den Körper nicht nur kleidet, sondern ihn herausfordert und neue Ausdrucksformen ermöglicht.


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