Die Bachelor-Thesis vermischt durch bedruckte Fenster Realität mit Fiktion.

Analoge ‹Augmented Reality›

Für seine Bachelor–Thesis an der HGK Basel bedruckt Oliver Lenzlinger Panoramafenster, um einen geplanten Aussenraum vor Ort zu visualisieren. Im Campus-Beitrag stellt er sein Projekt vor.

Das Projekt meiner Bachelor-Thesis an der FHNW, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, vermischt durch bedruckte Fenster Realität mit Fiktion. Im Prozess meiner Arbeit hat mich die Frage begleitet: Wie können das Bewusstsein und der Dialog über den urbanen Raum durch visuelle Kommunikation gefördert werden? Dazu habe ich eine Visualisierung am Schnittpunkt zwischen meinem Studium der Visuellen Kommunikation und den digitalen Räumen aus meinem beruflichen Hintergrund als Landschaftsarchitekt entwickelt.


Je nach Position der Betrachtenden gibt es eine andere Komposition mit dem Hintergrund.

Die unterschiedlichen Lichtstimmungen werden vor Ort erlebbar.

Während des Studiums an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel wurde mir bewusst, dass die Umgebung des Campus in Basel nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen entspricht. Im Parterre des Hochhauses am Freilager-Platz konnte ich einen Prototyp erstellen, inhaltlich basierend auf einem Workshop mit Studentinnen, Arbeitnehmenden und Anwohnern. Auf transparenten Folien wurde ein umgestalteter und begrünter Aussenraum dargestellt: Eine sogenannte ‹Augmented Reality› – aber analog. Hierfür braucht es keine VR-Brille, sondern ein Panoramafenster, das mit bedruckter Folie bezogen ist. Herausfordernd waren dabei die passende Drucktechnik, die perspektivische Verzerrung oder auch das Grossformat. Mit dem Blickwinkel von innen nach aussen konnten die Betrachtenden die fiktive Welt, vermischt mit der realen, direkt vor Ort erleben. Anders als bei herkömmlichen Visualisierungen sind Personen und Vögel lebendig und Wolken stets in Bewegung. Von einem bestimmten Standpunkt betrachtet, fügen sich gewisse visualisierte Elemente nahtlos an reale Objekte. Mit genügend grossem Betrachtungsabstand hat die Tiefenschärfe des menschlichen Auges, die Akkommodation, eine geringe Differenz. Kombiniert mit dem breiten Blickfeld füllt dies das stereoskopische Sehen aus, was in zu einem immersiven Raumerlebnis führte. Es war den Besuchenden überlassen, mit ihrer Perspektive zu spielen und die Installation aus mehreren Standorten, sowie zu unterschiedlichen Tageszeiten zu betrachten. Das wechselnde Wetter beeinflusste die Farben und unterschiedliche Stimmungen wurden erlebbar. Das Licht brachte die Grüntöne bis weit ins Entrée hinein.


Das Medium der bedruckten Fenster gibt ein interessantes Wechselspiel mit der Umgebung.

Das Grossformat führt zu einem immersiven Raumerlebnis im Entrée.

Im Rahmen meiner Thesis-Arbeit konnte ich zeigen, dass diese Art von Installation hilfreich ist für die räumliche Vorstellung eines neuen Projektes. Die lebensgrossen Bäume förderten das Gespräch über eine zeitgemässe Arealgestaltung. Ebenfalls wurden raumplanerische Aspekte wie der Städtewärmeinsel-Effekt oder das Schwammstadtkonzept thematisiert. Partizipative Planungsprozesse könnten durch dieses neue Medium angeregt und der Diskurs über den urbanen Raum gefördert werden – direkt am und mit dem spezifischen Ort.

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