Aussenbild

Zurückhaltender Solitär

Werk1 Architekten gewinnen den offenen Wettbewerb für die Erweiterung des Primarschulhauses und Kindergartens Gönhard in Aarau. Martin Stuber beantwortet unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?

Die eigentliche Erfindung ist die innere Struktur des Gebäudes. Sie vereint zwei Nutzungen mit unterschiedlichen Anforderungen an Raumproportionen und Betriebsabläufe: den Kindergarten- und den Schulbereich. Die beiden Nutzungen sind räumlich und betrieblich klar getrennt. Dennoch bleibt der Sichtkontakt zwischen den Jüngsten im Hause und ihren älteren Vorbildern dank verglasten Abtrennungen im Eingangsbereich stets gewährleistet. Sowohl der Kindergarten als auch die Primarschüler erhalten ihren eigenen Eingang mit grosszügig überdachten Vorzonen. Die ausgeklügelte Grundrissstruktur resultiert in einem äusserst kompakten Volumen mit einem idealen Verhältnis zwischen Hauptnutzfläche und Geschossfläche.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Der Neubau manifestiert eine bewusste Eigenständigkeit, sowohl strukturell als auch formal. Er verzichtet auf eine Anbindung zum bestehenden Gebäudeensemble, damit der dazwischenliegende denkmalgeschützte Kindergartenpavillion nicht beeinträchtigt wird. Dank seiner unaufgeregten Erscheinung nimmt sich das neue Schulhaus gegenüber den Bestandsbauten aus der Nachkriegszeit wohltuend zurück. Der quadratische Solitär ist präzise in das Areal gesetzt, wodurch ein klar gefasster, dem Kindergarten dienender Aussenraum entsteht.   

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Die grösste Herausforderung lag im Findungsprozess: Welches ist die richtige und massvolle Reaktion gegenüber dem bestehenden Gebäudeensemble, einem wichtigen Zeitzeugen der Nachkriegsarchitektur? Wir haben uns für einen unspektakulär und zurückhaltend gestalteten Neubau mit hohen inneren Raumqualitäten entschieden.

Erweiterung Primarschule, Kindergarten Gönhard, Aarau
Projektwettbewerb im offenen, einstufigen Verfahren
Fachjury: Felix Fuchs, Reto Nussbaumer, Arthur Rüegg, Maja Stoos, Daniel Schneider, Marco Palmieri
– 1. Rang: Werk1 Architekten und Planer, Olten, mit Luzius Saurer, Garten- und Landschaftsarchitektur, Hinterkappelen
– 2. Rang: Rahbaran Hürzeler Architekten, Basel
– 3. Rang: Schumacher Somm Architekten, Winterthur
– 4. Rang: Weck & Gonzalo Nogués, Zürich
– 5. Rang: Wildrich Hien Architekten, Zürich

Ausstellung noch bis Donnerstag, 2. Juli 2015 (Mi/Do 9–16 Uhr), in der Abdankungshalle, Rosengartenweg 1, Aarau

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