Visualisierung aussen Fotos: nord architekten

Wohnüberbauung Brünnen: «Acht gekreuzte Fachwerkriegel»

nord architekten gewinnen den Projektwettbewerb für eine Wohnüberbauung in Bern Brünnen. Markus Walser und Philipp Ryffel beantworten unsere drei Fragen zum Projekt.

nord architekten gewinnen den Projektwettbewerb für eine Wohnüberbauung in Bern Brünnen. Die Architekten Markus Walser und Philipp Ryffel wählen für Hochparterre vier Visualisierungen und zwei Pläne aus und beantworten unsere drei Fragen.


Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?

Markus Walser und Philipp Ryffel: Unser Fokus lag auf der Verbindung von Effizienz und spezifischer Wohnqualität. Wir akzeptieren das enge Korsett der ökonomischen Rahmenbedingungen und investieren in ganz konkrete Mehrqualitäten, so etwa ein Maximum an Freiraum und privaten/halböffentlichen Aussenräumen, sowie eine möglichst grosse Vielfalt an Wohnungstypen. Diese Qualitäten werden ermöglicht durch eine Art Überstruktur, bestehend aus acht gekreuzten Fachwerkriegeln, die an vier Treppenhäusern hängen. Ein – zugegeben – konstruktiv nicht geringer Aufwand, der aber eine überraschend hohe Grundrissvielfalt möglich macht. Dank hoher Erschliessungseffizienz können im vorgegebenen Nutzungsmass die grosse Anzahl von 63 Wohnungen und ein Gemeinschaftsraum realisiert werden.


Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?

Unter Bezugnahme auf die starke Heterogenität des Ortes und der bislang realisierten Projekte führen wir innerhalb der Siedlungskonzeption einen neuen Bautyp ein, der in der geringen Dichte des Quartiers den Versuch unternimmt, eine quasi-urbane Dichte zu erzeugen, ohne das dazu eigentlich notwendige Nutzungsmass in Anspruch nehmen zu können. Typologisch schlagen wir ein Volumen als Hybrid aus Blockrand und Zeilenbau vor, der zwar baulich ein wenig einer Insel gleicht, sich dennoch vor allem infrastrukturell und an entscheidenden Punkten mit dem Siedlungsgefüge verzahnt. Da in unmittelbarer Nachbarschaft noch keine Vorschläge zur Bebauung existieren, war es uns ein Anliegen, einen Typ vorzuschlagen, der einen vielfältigen Anschluss und in mehrerer Hinsicht und Ausrichtung denkbare Anknüpfungen möglich macht.


Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?

Vor allem in der Forderung nach einer «neuen Urbanität»: Urbanität ist keine rein bauliche Gestalt, sondern resultiert aus einem jeweils spezifisch verdichteten, sozialen und politischen Gefüge, das sich schwer vorausplanen und schwerer noch einfach implantieren lässt. Architektur spielt in dieser Frage nur innerhalb eines engen Rahmens eine tragende Rolle. Diese kann nicht nur allein in der Schaffung einer «Adresse» bestehen. Es erscheint zudem von grösster Wichtigkeit, auf die eventuellen Entwicklungen und die Anforderungen spezifischer Nutzer- und Bewohnerschaften nachhaltige Lösungsvorschläge anzustreben. Wir versuchen ein Gebäude mit besonderen Qualitäten zu schaffen und hoffen, dass noch weitere ganz spezifische Wohnkonzepte folgen werden, geht es doch um die Entstehung eines neuen Stadtteils. Wir wünschen uns ein selbstbewusstes Brünnen, einen Ort an dem man gerne wohnen wollen sollte.

Wohnüberbauung Brünnen Baufeld 2

Projektwettbewerb mit 38 Architekturbüros für die Baugenossenschaft Brünnen-Eichholz, Bern.
- 1. Rang: nord architekten, Basel, mit Bryum Landschaftsarchitektur, Basel, ZPF Ingenieure, Basel, und b+p baurealisation, Zürich.
- 2. Rang: Gschwind Architekten, Basel.
- 3. Rang: Ramser Schmid Architekten, Zürich.
- 4. Rang: Schenker/Salvi/Weber Architekten, Bern/Wien.
- 5. Rang: Julia Buschbeck, Architektin, Zürich.

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