Erweiterung «Unithèque», dessen Veröffentlichung der Kantonsarchitekt verhindern wollte: Siegerprojekt von Fruehauf, Henry & Viladoms Fotos: Ariel Huber

Versöhnliche Worte aus Lausanne

Der Waadtländer Kantonsarchitekt Emmanuel Ventura wollte hochparterre.wettbewerbe an der Veröffentlichung von Wettbewerben hindern. Nachdem wir den Fall veröffentlichten, haben wir heute endlich Bilder erhalten.

Der Kanton Waadt hat eingelenkt. Heute hat uns eine Kantonsangestellte Bilder des Wettbewerbs für die «Unithèque» zugestellt, die wir veröffentlichen wollten. Kantonsarchitekt Emmanuel Ventura hatte sich über einen Kommentar im hochparterre.wettbewerbe 5/2015 so echauffiert, dass er uns an der Veröffentlichung weiterer kantonaler Wettbewerbe hindern wollte. Die Pläne hätten wir zwar mit dem Einverständnis der Architekten zeigen können, denn die Urheberrechte liegen bei ihnen, aber die Modellbilder beispielsweise hatte der Kanton in Auftrag gegeben. Und es stand auch in den Sternen, ob das Siegerteam uns seine Pläne gegen den Willen des Kantonsarchitekten hätte veröffentlichen lassen. Denn wer will es schon mit seinem Auftraggeber am Beginn der Zusammenarbeit verscherzen?

Wer und wie hinter den Kulissen Druck ausübte, wissen wir nicht. Wir hatten nach mehreren erfolglosen Versuchen, eine offizielle Stellungnahme zum Publikationsverbot von höchster Stelle verlangt. Erst als wir letzte Woche die Geschichte veröffentlichten, kam Bewegung ins Spiel. Vorgestern informierte uns der Pressechef des Kantons Laurent Koutaïssoff mit einem Link zu den öffentlichen Unterlagen, die jedermann sowieso einsehen kann. «Wie üblich können Sie selbstverständlich die zuständige Dienststelle kontaktieren, um allfällige Illustrationen für Ihre Publikation anzufordern.» Das haben wir dann zum fünften mal gemacht und heute die Bilder endlich erhalten.

Professor Pierre Frey kommentierte den Fall auf Facebook: Der ursprüngliche Artikel sei harmlos gewesen, sogar brav. Erstmals haben wir jetzt erfahren, was am Kommentar dem Kantonsarchitekten sauer aufgestossen ist. Es sei zwar absolut normal, schreibt der Pressechef, dass die Meinungen über ein architektonisches Projekt auseinandergingen. «Unserer Ansicht nach ist es aber fragwürdig, am Ende des Artikels Behauptungen und Andeutungen über den ordnungsgemässen Ablauf des Wettbewerbs und den Entscheid der Jury zu publizieren, die unbegründet und gar diffamierend sind.» Ausserdem hätten wir nicht darauf hingewiesen, dass der Autor des Artikels in der ersten Phase des Museumsviertels Mitglied der Jury war, eine Information, die wichtig für die freie Meinungsbildung gewesen wäre. Doch genau das haben wir getan, als Christian Jelk Experte in der Jury war und den ersten Wettbewerb kommentierte. Im zweiten aktuellen Wettbewerb war er nicht mehr in der Jury.

Eine Aussprache mit dem Kantonsarchitekten ist geplant und steht noch aus. «Wir sind überzeugt, dass Sie eine Einigung und eine gute Basis für eine Zusammenarbeit bei zukünftigen Publikationen finden werden», schreibt uns der Pressechef.  An uns soll es nicht liegen, wir wollen nur weiterhin Wettbewerbe veröffentlichen und ohne Einschränkungen kommentieren – auch Präqualifikationsverfahren. 

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