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Und wieder fliegen die Klassenzimmer

Eine gute Idee stirbt nie: Mit einer nach wie vor faszinierenden Typologie gewinnt Thomas Fischer den Wettbewerb für die Schulanlage Freilager in Zürich-Albisrieden.

Der offene Wettbewerb für die Schulanlage Freilager in Zürich-Albisrieden ist entschieden. Thomas Fischer gewinnt mit einem ebenso einfachen wie überzeugenden Konzept, das gewissermassen zu seinem Markenzeichen geworden ist. Seinen ersten Auftritt hatte Fischers Erfindung vor acht Jahren beim Wettbewerb für die Schulanlage Krämeracker in Uster. «Das fliegende Klassenzimmer» nannte der Architekt damals seinen Beitrag, und das im Kennwort angedeutete Prinzip ist noch immer das gleiche: über einem offenen Erdgeschoss mit  öffentlichen Nutzungen schwebt ein einziges Obergeschoss, welches  Klassenzimmer, Gruppenräume, Aufenthalts- und Erschliessungsräume sowie Atrien zur Belichtung zu einem teppichartigen Muster verwebt. «Eine gute Idee stirbt nie» titelte Hochparterre im Nachklang der unschönen Planungsgeschichte von Uster, die im Streit zwischen Gemeinderat und Architekt und dem Abbruch der Planungsarbeiten geendet hatte; zu diesem Zeitpunkt hatte Thomas Fischer (diesmal in Zusammenarbeit mit Elias Leimbacher) bereits einen weiteren Wettbewerb mit derselben Idee gewonnen: Das Schulhaus Neuhegi in Oberwinterthur soll 2018 bezugsbereit sein. Vor zwei Jahren dann reüssierte die Typologie ein drittes Mal beim Wettbewerb für die Sekundarschule in Laufen; auch diese Schule befindet sich momentan im Bau.

Was der Architekt damals zum Projekt in Laufen sagte, trifft auch auf den prämierten Entwurf des Zürcher Wettbewerbs zu: das Konzept verbindet das moderne Ideal der Pavillonschule mit den heutigen Ansprüchen an verdichtetes Bauen – eine «Schule voller Tageslicht» in einem «hochkompakten Volumen». Es wiederholen sich aufgrund der durchlässigen Struktur allerdings auch einige der betrieblichen Fragezeichen; die räumliche Grosszügigkeit verdankt sich einer streckenweise unbekümmerten Idealisierung (so schlägt Fischer beispielsweise eine halbversenkte, aber zum Foyer hin offene Turnhalle vor). Dennoch bleibt der Vorschlag ein fast schon mustergültiges Beispiel für eine komplexe, aber unkomplizierte Architektur. Erstaunlich auch, wie selbstverständlich die eigentlich ortsungebundene Typologie im konkreten Kontext des «Grünraumkorridors» südlich des Freilager-Areals funktioniert: Im Vergleich mit den anderen sieben rangierten Projekten gelingt Thomas Fischers «Atelier im Park» die entspannteste und gleichzeitig schlüssigste städtebauliche Setzung. Dasselbe gilt für die Architektur, die in der Zürcher Variante dank der grossen gebogenen Sheddächern einen eigenwilligen Ausdruck erhält. Wir wiederholen es darum gerne: Eine gute Idee stirbt nie. 

Neubau Schulanlage Freilager, Zürich-Albisrieden

Projektwettbewerb im offenen Wettbewerb für das Amt für Hochbauten, Stadt Zürich

Fachjury: Ueli Lindt, Lenita Weber, Arno Lederer, Christian Sumi, Rita Illien, Raphael Schmid

– 1. Rang: Thomas Fischer Architekt, Zürich, mit Koepflipartner, Zürich

– 2. Rang: huggenbergerfries Architekten, Zürich, mit Raderschall Partner, Meilen

– 3. Rang: Herzog Architekten, Zürich, mit ASP Landschaftsarchitektur, Zürich

– 4. Rang: Schulz und Schulz Architekten, Leipzig, mit Pola Landschaftsarchitekten, Berlin

– 5. Rang: Till Lensing, Zürich, mit Land in Sicht, Wien

– 6. Rang: Baumann Roserens Architekten, Zürich, mit antón & ghiggi landschaft architektur, Zürich

– 7. Rang: Bob Gysin + Partner, Zürich, mit Westpol Landschaftsarchitektur

– 8. Rang: Wydler und Wydler Architekten, Zürich, mit PR Landschaftsarchitektur, Arbon

Ausstellung vom 6. - 17. Juli, Ausstellungsraum Amt für Hochbauten, Untergeschoss Hallenbad Oerlikon, Wallisellenstrasse 100, 8050 Zürich, Mo-Fr 16-20 Uhr, Sa/So 14-18 Uhr

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Kommentare

Severin Soder 12.07.2016 22:31
Ein Konzept, das Architekt Josef Lackner 1979 mit der Ursulinenschule in Innsbruck verwirklichte: http://www.nextroom.at/building.php?id=268
Roman 05.07.2016 13:08
Sieht aus wie eine Fabrik! Wo sollen sich die Kinder lässig anlehnen und in die Sonne blinzeln, an einem Glassockel macht das keinen Spass.
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