Es gibt Wettbewerbe, die keine grosse Überraschungen erwarten lassen. Ein «Neubau für die internen Betriebe Produktion / Werkstatt / Gartenbau» gehört zu dieser Spezies, wenn auch im vorliegenden Fall der programmatische Kontext (ein Rehabilitationszentrum für suchtgefährdete Menschen) und die geografische Situation (ein Weiler in Appenzell Ausserrhoden, hoch über dem Bodensee) gar nicht so alltäglich gewesen wäre. Unter den fünf geladenen Architekturbüros entwarfen die lokalen vier, was ungefähr zu erwarten war: Variationen einer moderat modernen Kiste in kontextverträglicher Holzverkleidung (Lättli in vertikaler Ausrichtung). Niggli + Zbinden Architekten, die ihren kompakten Bau mit auskragendem Vordach auf die Terrainkante setzten, wurden mit dem ersten Rang ausgezeichnet. Es handle sich um einen «konsequenten und funktionalen Vorschlag», schrieb die Jury, dessen entwerferischn Absichten «mit verständlicher, klarer und gestalterisch prägnanter Sprache umgesetzt» seien. Solide ist dieses Projekt zweifellos, klug und wirtschaftlich organisiert ohnehin, aber in seiner entwerferischen Pragmatik lässt es den Betrachter auch etwas unberührt zurück: es bleibt ihm die Feststellung, dass ein Werkgebäude im Appenzellischen anno 2016 wohl ungefähr so aussehen muss.Muss es das? Pascal Flammer, der einzige Teilnehmer von ausserhalb der Ostschweiz, suchte im Profanen das Poetische, überblendete industrielle Anleihen mit einer japanisch anmutenden Leichtigkeit und zeichnete ein Haus, das man getrost charaktervoll, ja, stimmig nennen darf: eine einzige Halle unter einem dreieckigen Dach mit Atelier-Oblicht, darin eine einzelne hohe Stütze und – soviel Bündner Schule musste wohl sein – ein grosses rautenförmiges Fenster an der Seite. Was doch möglich gewesen wäre!, möchte man an dieser Stelle ausrufen – nur ist dieses Mögliche dem Unmöglichen geschuldet. Dass d...