Das Konvikt Chur

Sanierung eines Zeitzeugen

«Enorm grosse Herausforderung»: Das Team um Pablo Horváth gewinnt den Gesamtleistungswettbewerb für die Instandsetzung des Konvikts der Bündner Kantonsschule.


Das Konvikt der Bündner Kantonsschule – ein Wohnheim für Schüler aus den entlegenen Tälern – wurde in den Jahren 1966-1968 von Otto Glaus erbaut. Der Zweck ist seit Anfangstagen derselbe, der Zustand des Gebäudes allerdings ist gemäss dem Hochbauamt des Kantons Graubünden «stark sanierungsbedürftig». Wegen der dringenden Instandsetzung wurde im März 2016 ein Gesamtleistungswettbewerb ausgeschrieben, um ein «optimales Instandsetzungsprojektes inklusive GL-Angebot» zu erlangen; der genehmigte Kredit beläuft sich auf 27,3 Millionen Franken. Wie nun mitgeteilt wurde, konnte das Team um Architekt Pablo Horváth, Bänziger Partner Ingenieure und Planer mit Implenia Schweiz als Generalunternehmer den Wettbewerb für sich entscheiden. Der ausgewählte Projektvorschlag überzeuge mit einem respektvollen und sensiblen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz, schreibt die Regierung. 
 

Die Aufgabe ist heikel, handelt es sich beim Konvikt doch um einen ikonischen Zeitzeugen der Nachkriegsmoderne. Auf eine Unterschutzstellung wurde, wie der Bündner Heimatschutz monierte, dennoch verzichtet. Der Befürchtung, dass das Konvikt «zu Tode saniert» werde, tritt das Projekt von Horváth zumindest mit seinem programmatischen Kennwort entgegen: «Weniger ist mehr». Die baulichen Eingriffe seien minimiert und beschränkt auf das Notwendige, schreibt die Jury dazu: «Der Wille, das Gebäude in seinem ursprünglichen Ausdruck und seinen hohen Raumqualitäten zu erhalten, ist spürbar.» Interessant sei der Vorschlag, die Betonoberfläche im Trockeneisstrahl-Verfahren zu reinigen und ihr dadurch die ursprüngliche Helligkeit zurückzugeben. Weiter sieht das Konzept vor, die bestehenden Materialien des Innenausbaus – Klinker, grober Putz, Naturholz – zu übernehmen. Die Brüstungen werden innenliegend gedämmt, der Schallschutz zwischen den Zimmer durch eine einseitig aufgebrachte Vorsatzschale verbessert. Auf die Lösung der Trittschallproblematik beispielsweise wird aber zugunsten des Erhalts der Klinkerplatten in den Zimmern verzichtet. Das Projekt führe somit zu einer bescheidenen Komfortverbesserung, schreibt die Jury, bilde aber mit unterdurchschnittlichen Investitionskosten und durchschnittlichen Betriebskosten eine tragfähige Grundlage. Die Herausforderung, das Konvikt unter Erhalt der architektonischen Qualitäten sowie unter Berücksichtigung der heutigen gesetzlichen Vorgaben instand zu setzen, sei eine «enorm grosse Herausforderung» gewesen. 
 

Instandsetzung Konvikt Chur

Selektiver Gesamtleistungswettbewerb für das Hochbauamt des Kantons Graubünden

Fachjury: Simon Berger, Stefan Bitterli, Jürg Conzett, Markus Dünner

– 1. Rang: Implenia Schweiz, Chur, Pablo Horváth, Chur, Bänziger Partner Ingenieure und Planer, Chur

– 2. Rang: Steiner, St. Gallen, SAM Architekten und Plnaer, Zürich, Walt Galmarini, Zürich

– 3. Rang: Strabag, Schlieren, Horisberger Wagen Stehrenberger Architektur, Zürich, dsp Ingenieure & Planer, Greifensee

– 4. Rang: Ralbau, Chur, Andreas Senn Architekt, St. Gallen, Wälli, St.Gallen

_ 5. Rang: HRS Real Estate, Frauenfeld, Vincenzo Cangemi & Michele Vasella Architekten, Chur, und Widmer Ingenieure / Flückiger + Bosshard, Chur
 

Alle eingegangenen Wettbewerbsbeiträge werden vom 5. – 9. Dezember 2016,

jeweils von 17:00 – 19:30 Uhr, im Erdgeschoss des Konvikts ausgestellt. 

Zu Beachten: Der Zugang ist nur über die alte Schanfiggerstrasse und den unteren Haupteingang möglich. Es stehen keine Parkplätze zur Verfügung. Es können nur die Wettbewerbsbeiträge besichtigt werden. Der Rest des Hauses ist nicht öffentlich zugänglich.

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