Aussenperspektive

Prägnant, aber frei von Pathos

Ein langes Haus für das Hallenbad in Dübendorf: Markus Schietsch Architekten gewinnen erneut einen Wettbewerb.


Dübendorf plant ein neues Hallenbad, und dieses soll sich durch «gestalterische Alleinstellungsmerkmale» von allen anderen Bädern in der Region unterscheiden. Um es kurz zu machen: Der einzige Entwurf, der diesen Anspruch sinnvoll und elegant erfüllte, war der Beitrag von Markus Schietsch Architekten, der folgerichtig mit dem 1. Rang prämiert wurde. Am Rand des bestehenden Freibads Oberdorf (und in unmittelbarer Nähe zum geplanten Mehrzweck-gebäude Obere Mühle) platziert, schlägt das Projekt einen in die Länge gestreckten Bau vor, dessen augenfälligstes Merkmal ein ebenso in die Länge gestrecktes, mit runden Öffnungen durchsetztes Satteldach ist. Der überraschend einfach organsierte Innenraum erhalte damit eine «ganz besondere Lichtstimmung», schreibt die Jury, die sich an ein Blätterdach oder einen Waldspaziergang erinnert fühlte.

So prägnant der Entwurf ist, so frei bleibt er von architektonischem Pathos: Von der Verwendung des langen Satteldaches (oder überhaupt des «Hauses» als Bild) wäre es ein kurzer Weg zu einer raunenden Archaik, aber das ist der Verfasser Sache nicht. Stattdessen gewahrt man eine spielerische Leichtigkeit in einer völlig transparenten, sprich: allgemein verständlichen Konzeption. Man unterschätze nicht die entwerferische Souveränität hinter dem gefälligen Auftritt. 


Projektidee Neubau "Hallenbad Oberdorf" 

Selektiver Wettbewerb für die Stadt Dübendorf

Fachjury: Detlef Horisberger, Patrick Müller, Stefan Rotzler, Tomaso Zanoni, Robert Surbeck

– 1. Rang: Markus Schietsch Architekten, Zürich, und Archobau, Zürich

– 2. Rang: illiz architektur, Zürich, und b+p baurealisation, Zürich

– 3. Rang: Joos & Mathys Architekten, Zürich

Weitere Teilnehmer:

– weberbrunner architekten, Zürich

– Scheitlin Syfrig Architekten, Luzern

Alle Wettbewerbsprojekte sind bis zum 9. Mai 2017 im Stadthaus ausgestellt. Die Öffnungszeiten des Stadthauses sind auf der Webseite der Stadt Dübendorf ersichtlich.

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Kommentare

Andreas Konrad 01.05.2017 17:56
Der Begriff «Frei von Pathos» erinnert an einen Kunstgewerbeschule -Vortrag aus den 50-ern. Die klare Form ist vor allem elegant und bringt angenehme Ordnung in den Mittelland-Brei, gerade in Dübendorf. Wie mans verhauen kann, zeigt «Kraftwerk 1» in der Nähe: Ein trostloses Wirrwarr aus Stahlträgern und Betonplatten, mit dunklen Innenhöfen und Formauflösung - ein Pflatsch. Ein wenig mehr «Pathos», auch vordergründigen, sei der geplagten Agglo also durchaus gegönnt.
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