Situationsmodell

Integrative Gesten in exaltiertem Kleid

Der Vorarlberger Architekt Matthias Bär gewinnt den Wettbewerb für eine Schulraumerweiterung und eine neue Mehrzweckhalle in Kirchberg.

Das Schulhaus Sonnenhof in Kirchberg benötigt mehr Unterrichtsräume und eine neue Aula. Weil 2012 ein Projekt für einen neuen Gemeindesaal abgelehnt wurde, fehlt den örtlichen Vereinen gleichzeitig ein Saal mit Bühne für ihre Veranstaltungen. Schulgemeinde und politische Gemeinde haben nun einen gemeinsamen Wettbewerb durchgeführt, der eine Erweiterung der Schulanlage, eine Tiefgarage sowie eine Mehrzweckhalle umfasst. Letztere soll sowohl die Bedürfnisse der Vereine als auch jene der Primarschule befriedigen.

Der mit dem 1. Rang ausgezeichnete Vorschlag von Architekt Matthias Bär setzt eine neue Klassenzimmerschicht an den Bestand an und platziert rechtwinklig dazu die Mehrzweckhalle. Das Kennwort «terrain» deute die Strategie an, den oberirdisch in Erscheinung tretenden Baukörper der Mehrzweckhalle klein zu halten, schreibt die Jury. Dies gelinge dank einem schlanken Saalkörper mit niedriger Vorzone. Die Erweiterung der Schulanlage wiederum zeichne sich durch ein Pultdach aus, welches eine schlüssige Gesamtform aus Bestand und Neuem entstehen lasse. Schliesslich lobt das Preisgericht auch die «hervorragende innere Wegführung», die insbesondere der unterschiedlichen Nutzung der Halle zugute kommt.

Insgesamt besteche beim prämierten Projekt «die kluge Disposition der Räume und Anlagen, die schlüssige Baukörper erzeugt, welche sich gut in die bestehende Anlage und den Dorfkörper eingliedern», schreibt die Jury. Der integrativen Geste der Baukörper widerspreche allerdings die exaltierte Sprache der Schulhausfassade: Damit meint die Jury die breiten Fenstereinrahmungen: Zwar verhelfe die Kombination von Betonwänden und Messingrahmen dem Schulhaus zu einem «wertigen Erscheinungsbild», durch die Überbreite der «Faschen» gerate aber das Verhältnis zwischen Wandpartien und Öffnungen aus dem Gleichgewicht; die Sehgewohnheiten würden so in «irritierender Weise» strapaziert.

Schulraumerweiterung Sonnenhof und Neubau Mehrzweckhalle, Kirchberg (SG)

Anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren für die politische Gemeinde Kirchberg und die Schulgemeinde Kirchberg

Fachjury: Andy Senn, Paul Knill, Konrad Merz, Marilene Holzhauser

– 1. Rang: Architekt Matthias Bär, Dornbirn

– 2. Rang: Stutz Bolt Partner Architekten, Winterthur

– 3. Rang: Baumberger & Stegmeier, Zürich

– 4. Rang: Studio Aglo Architekten und GOA Gerber Odermatt Architekten, Zürich

Weitere Teilnehmer:

– Schneider & Schneider Architekten, Aarau, mit b+p baurealisation, St.Gallen

– Architekturbüro Miroslav Sik, Zürich

– Eglin Schweizer Architekten, Baden

– Gähler Flühler Architekten, St.Gallen

– Gredig Walser Architekten, Bad Ragaz

– hug architekten, St.Gallen

– Meletta Strebel Architekten, Zürich

– Oestreich + Schmid, St. Gallen

– Architekturbüro Angela Deuber, Chur

– Felgendreher Olfs Köchling, Berlin

– Furrer Jud Architekten, Zürich

close

Kommentare

Kommentar schreiben