Die Setzung ist gewagt: der Neubau für die Stiftung WBZ, die in Reinach rund 70Wohnplätze und 120 Arbeits- und Beschäftigungsplätze für Menschen mit Behinderung anbietet, konzentriert alle Nutzungen in einem schmalen Volumen, das über neun Geschosse in die Höhe ragt: ein Fels in Suburbia, gegen die bestimmende Richtung von Hauptstrasse und Fluss gestellt, dafür mit weitem Blick ins Birstal. Unmittelbar an die nördliche Parzellengrenze gerückt, schafft der Neubau Platz für einen grossen Garten, der wiederum die Aussicht vom Bestandesgebäude aus freihält. Offenkundig bezieht sich die Architektur auf Sanatoriumsbauten der Moderne; man denkt beispielsweise an den gestaffelten Längsbau des Sabourin-Sanatoriums in Clermond-Ferrant, das kürzlich zu einer Architekturschule umfunktioniert wurde. Aber auch die Grandhotel-Architektur des 19. Jahrhunderts soll anklingen, und so verschmilzt der Entwurf historisierende Elemente wie Bow-Windows mit einer Moderne, die hier selbst zu einem stilgeschichtlichen Zitat geworden ist. Als «bestechend einfach und schlüssig» beschreibt die Jury richtigerweise die Organisation: oben sind die Wohnungen, in der Mitte Pflege, Ateliers, Laden und Administration, auf Gartenniveau die Kinderkrippen und der Gartenzugang, halb versenkt schliesslich die Aula und das Therapiebad angeordnet. Faszinierendes Herzstück des Entwurfs aber ist die «rue intérieur», die sich im Neubau auf dem dritten Geschoss befindet und über eine Passerelle mit dem Bestand verbunden ist. Dort wird sie zu einer grosszügigen verglasten Wandelhalle und erstreckt sich bis zum neu gestalteten ebenerdigen Haupteingang – eine funktional wie architektonisch souveräne Geste. Neubau WBZ ReinachAnonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren für die Stiftung Wohn- und Bürozentrum für Körperbehinderte (WBZ) Reinach Fachjury: Tom Koechlin, Elisabeth Boesch, Marlis David,...