Konstruktionsschnitt

Elegante Wirtschaftlichkeit

Frei + Saarinen Architekten können den Studienauftrag für einen neuen Mehrzwecksaal in Muolen für sich entscheiden. In engen finanziellen Grenzen gelingt ein «einprägsamer Schlussbaustein für das Dorf».


Frei + Saarinen Architekten aus Zürich können den Studienauftrag für einen neuen Mehrzwecksaal in der kleinen Gemeinde Muolen (SG) für sich entscheiden. Es ist der zweite Anlauf für den Ersatz des in die Jahre gekommenen «Adler»-Saals. Mit «grosser Konsternation» hatte die Gemeinde vor gut zwei Jahren ein Neubauprojekt sistiert: Das aus einem Wettbewerb herausgegangene Siegerprojekt wurde erst gar nicht zur Abstimmung gebracht, weil sich nach dem Vorprojekt abzeichnete, dass der Bau mit 5,3 Millionen Franken rund einen Viertel über der Vorgabe liegen würde  – kein geringer Betrag für eine Gemeinde mit gut eintausend Einwochner. Der Gemeinderat grollte damals über die «Fachleute, die sich hinter SIA-Normen und der Projektierungstiefe versteckten», und wies jegliche Mitschuld an den aus den Rudern laufenden Kosten von sich. Für den neu aufgegleisten Studienauftrag wurde das Raumprogramm dann aber doch kräftig reduziert. Mit dem Verfahren des Studienauftrag sollte zudem eine Enttäuschung wie beim letzten Mal verhindert werden. «Weil wir mit diesem Vorgehen erst zu einem relativ späten Zeitpunkt den Sieger küren, ist insbesondere das finanzielle Risiko, nochmals an den Falschen zu geraten, wesentlich kleiner», erklärte Gemeindepräsident Bernhard Keller.

Beruhigend also zu wissen, dass das prämierte Projekt «gemäss aktueller Kostenschätzung» das Kostendach von 4,2 Millionen auch tatäschlich einhalten kann. Erfreulich vor allem aber zu sehen, dass dies gelingt, ohne dass sich die ultimativ geforderte «Wirtschaftlichkeit» an allen Ecken und Enden bemerkbar macht. Frei + Saarinen war es erst einmal wichtig, dem öffentlichen Gebäude eine eigene Identität zu geben, «eine Gestalt, die das Haus und dessen Umgebung innerhalb der umliegenden Bebauung besonders auszeichnet». Gleichzeitig sollte sich der Neubau durch die sanften Dachneigungen und die Materialisierung in Holz sselbstverständlich in das Ortsbild einfügen. Die Jury lobt denn auch die «elegante Material- und Architektursprache», die den «Anspruch an einen öffentlichen, dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben verpflichteten Ort in hohem Masse» erfülle. Die Gemeinde erhalte damit einen «zurückhaltenden aber selbstbewussten, edlen und zeitgemässen Neubau».

Der als vorgefertigter Holzbau konzipierte Mehrzwecksaal rückt mit seiner Stirnfassade nah an die Dorfstrasse heran und erstreckt sich gleichzeitig in die Tiefe der Parzelle. Richtung Dorfzentrum hin wird so ein öffentlicher Platz geschaffen, der die Besucher in Empfang nimmt. Anstelle der «schwach ausformulierten Adresse» des heutigen Adlers entstehe damit ein «einprägsamer Schlussbaustein für das Dorf», so die Jury. Nicht zu unrecht bemängelt das Preisgericht im gleichen Atemzug, dass die stufenlose Erschliessung des Vorplatzes dazu führe, «dass die neue Anlage im Gelände als zu eingegraben wahrgenommen wird». Eine leichte Niveauanhebung würde die räumliche Atmosphäre deutlich verbessern: «Es wäre durchaus vorstellbar, dem Bau einen etwas markanteren Auftritt zuzugestehen.» Man kann das auch als Lob verstehen.

Neubau Mehrzwecksaal Muolen
Studienauftrag für die Gemeinde Muolen (SG)
Fachjury:  Bernard Roth, Heinz Eggenberger
– 1. Rang: Frei + Saarinen Architekten, Zürich
Weitere Teilnehmer:
– ARGE Brandenberger Kloter Architektenpartner, Basel
– Bischoff Kopp Architekten, Weinfelden
– Hubert Bischoff Architekturbüro, Wolfhalden
– Tom Munz Architekten, St.Gallen

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