Hebeschiebetüren des Systems Mini in Holz-Metall im neuen Bürogebäude von Huber Fenster in Herisau.
Im Auftrag von Huber Fenster

Das schlanke Profil

Ein Fenster ist mehr als bloss das Glas, das innen von aussen trennt. Ein Fenster ist ebenso ein gestalterisches Element, das einem Raum Halt geben und ihn in seiner Materialisierung prägen kann.

Mini, Midi, Maxi – diese drei Begriffe wurden in den 1970er-Jahren in der Modewelt populär, als der Minirock seinen Zenit überschritten hatte und längere, gar bodenlange Modelle populär wurden. In der Welt von Huber Fenster bezeichnen die Begriffe drei Modelle von Hebeschiebetüren in Holz oder Holz-Metall. Dabei gibt nicht in erster Linie die Fenstergrösse dem Produkt seinen Namen, sondern die Profilbreite.
«Macht doch endlich einmal eine Schiebetüre mit schlanken Profilen!» Diesen Wunsch äusserte Architekt und ETH-Professor Dolf Schnebli (1928 – 2009) schon vor Jahren, erinnert sich Martin Huber, der die Firma in vierter Generation führt. Bloss: Schlanke Profile und Holz, das war insbesondere bei grossflächigen Verglasungen lange Zeit ein Widerspruch. Allein schon die statischen Eigenschaften des Holzes verlangten nach einem gewissen Querschnitt, der mit der Grösse der Glasfläche erst noch zunahm.

Die Zeit ist reif
Vielleicht war der Ruf nach schlanken Profilen einfach nicht laut genug. Denn die Entwicklung eines neuen Produkts ist aufwendig und lohnt sich nur, wenn man die Gewissheit hat, dafür einen Markt zu finden. Diese Voraussetzung erfüllte sich mit der Entwicklung der grossflächigen Schiebetüren aus Stahl und Glas. Sie reduzierten das Fenster auf eine Membran, die in ein minimal dimensioniertes Stahlprofil eingespannt ist. Der lang gehegte Architektentraum des von innen nach aussen nahtlos fliessenden Raums war damit fast perfekt erfüllt.
Soweit, so gut. Doch reicht das? Nein, denn nicht in jedem Fall, wenn ein Architekt grossflächige Verglasungen einsetzt, sollen diese rahmenlos sein. Ein Fenster ist mehr als bloss das Glas, das innen von aussen trennt. Ein Fenster ist ebenso ein gestalterisches Element, das einem Raum Halt geben und ihn in seiner Materialisierung prägen kann – insbesondere ein Holzfenster. Die Geschäftsleitung von Huber Fenster erkannte, dass die Zeit reif ist, um die Holzhebeschiebetüre grundlegend zu überdenken, und dass es sich lohnt, in diese Entwicklung Zeit und Geld zu investieren. Also machten sich die Ingenieure an die Arbeit. «Das Normale haben wir als Fensterbauer im Griff», sagt Pascal Huber, der in der Geschäftsleitung des 133-jährigen mittelständischen Unternehmens die fünfte Generation vertritt. Die grossflächigen Hebeschiebetüren sprengten jedoch den Rahmen des Normalen. «Hier bewegten wir uns vom Fensterbauer weg zu Statiker», erläutert Huber.

Die Konstrukteure sind gefordert
Die Herausforderungen für die Ingenieure waren zahlreich: Um die nötige Tragfähigkeit zu erreichen, muss das Holz verstärkt werden, für die Schwelle musste man eigens Metallprofile entwickeln. Doch auch die Zulieferer musste man in den Entwicklungsprozess einbeziehen, denn «grösser» heisst nicht etwa «gröber», sondern im Gegenteil: Die Toleranzen sind viel kleiner. Das heisst, dass die Glaslieferanten ihre Produkte in hoher Präzision produzieren müssen. Und schliesslich muss das fertige Produkt auch die zahlreichen Vorschriften einhalten, wobei die Dichtigkeit an oberster Stelle steht.
«Den Durchbruch hatten wir geschafft, als das neu entwickelte Produkt den Test auf Schlagregendichtheit gemäss Klasse E750 bestand», resümiert Pascal Huber. Nun wussten die Hubers, dass ihre Hebeschiebetüren auch einem Fünfzig-Jahre-Orkan standhalten. Die filigranste Ausformung, die Hebeschiebetüre mini, setzte das Unternehmen zahlreich beim Neubau des eigenen Bürogebäudes ein. Diese Serienfertigung gab schliesslich die nötige Sicherheit, auch grosse Stückzahlen fertigen zu können. Am Anfang wurde jede Hebeschiebetüre manuell gefertigt, doch inzwischen konfektioniert das Bearbeitungszentrum die Holzprofile.

Kein Produkt, sondern eine Produktlinie
Zur Auswahl steht eine breite Palette unterschiedlicher Hölzer, deren Oberfläche unterschiedlich bearbeitet werden kann. Wahlweise ist nur der Hebeschiebeflügel in Holz gerahmt, während die fixe Verglasung rahmenlos ist, was einer Fensterfront einen prägnanten Rhythmus verleiht. Oder die mobilen und die fixen Teile sind in Holz gefasst, was ein homogeneres Bild erzeugt. Je nach Holzart und Bewitterung kann die Hebeschiebetüre auch in Holz-Metall konstruiert werden. Und falls nötig kann sie auch alle bisher gekannten Dimensionen sprengen, wie ein Muster in der Werkstatt zeigt: 3,13 Meter hoch und 4,75 Meter breit misst der in Holz gefasste, 1,5 Tonnen schwere Hebeschiebeflügel. Supermaxi, sozusagen.
Mini, Midi und Maxi sind also nicht fixe Produkte, sondern Elemente einer Produktlinie, die «personalisierbar» ist. «Vorhandenes zu verkaufen, ist einfach, das kann jeder», meint Martin Huber. Als mittelständisches Schweizer Unternehmen muss man jedoch bereit sein, ein Risiko einzugehen und Neues zu entwickeln. «Das lief nebenher, wir hatten keinen konkreten Auftrag. Aber es lag in der Luft», blickt Huber zurück. Dolf Schnebli würde sich darüber sicher freuen.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.

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