Das Toni-Areal, der neue Kreativ-Campus und Hoffnugnsträger der ‹Creative Economy›? Das sehen nicht alle so. (Foto: Simon Menges) Fotos: Markus Frietsch

Unruhe im Toni-Areal

‹Die Wochenzeitung› rollt die Auseinandersetzung rund ums Toni-Areal der ZHdK in Zürich auf: Mit offenen Briefen, Sprayereien und anderen Aktionen protestieren Studenten, Dozentinnen und Mittelbau gegen eine vorbehaltlose Ökonomisierung der Ausbildung.


Anfangs Monat prangte an der Fassade des Toni-Areals, des neuen Campus der Zürcher Hochschule der Künste, ein Transparent mit den Worten: «Es heisst nicht Zürcher Hochschule der Creative Economies.» Studenten, Dozentinnen und Mittelbau kritisieren eine «vorbehaltlose Verkörperung einer unternehmerischen, marktorientierten Haltung gegenüber (künstlerischer) Bildung». Im doppelseitigen Artikel «Eine Kunstschule sucht Orientierung» rollt ‹Die Wochenzeitung› die lange Geschichte auf (Artikel nur für Abonnenten): Im März hatten Studierende in einem offenen Brief die Reform des Bachelorstudiums Kunst und Medien kritisiert. Im April doppelten Dozierende und Mittelbau nach und Unbekannte versprayten einen Korridor im siebten Stock. Der Studentenrat kritisiert die Zauberformel der ‹Creative Economies› und dass im ‹Kreativwirtschaftsbericht 2016› der ZHdK nur von «Wertschöpfung» und «innovativen Geschäftsmodellen», nie aber von Kunst und Kultur die Rede sei. Harmonisierung, Ökonomisierung und Corporate Identity stössen «unter dem Banner einer fusionierten Hochschule an ihre Grenzen».

In einem begleitenden Interview nimmt ZHdK-Rektor Thomas Meier Stellung: Die Wertschöpfung der Kreativwirtschaft komme «nur zu einem geringen Teil den Kreativen zugute» und man habe darum die Verpflichtung, über den ökonomischen Aspekt nachzudenken. Die kritisierte Studiengang-Reform sei sorgfältig über Jahre hinweg vorbereitet worden und als man letzten Herbst per Vollversammlung informierte, seien kaum Studenten erschienen. Meier räumt zwar «kommunikative Fehler», dass es nicht rechtzeitig gelungen sei, «ein Bewusstsein zu wecken, dass da etwas Wichtiges geschieht». Bezüglich Sprayereien zeigt er aber Härte, spricht von Verordnung, drohendem Verweis und Überwälzung der Kosten. Bezüglich eines an die Wand tapezierten Mailverkehrs über die Reform erklärt er die Konsequenz: «Eine der Regeln, die wir jetzt etablieren werden, ist, dass es im öffentlichen Bereich keine freie Bespielung geben wird». Ein kreativer Umgang mit vielleicht Ernst zu nehmenden Problemen?

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– Der Anzug «Lebendiges Basel» forderte weniger Bauvorschriften, Lärmbestimmungen und die Anerkennung der Clubkultur als Wirtschaftsfaktor. Doch der Grosse Rat fand mehr Freiheit im öffentlichen Raum unnötig. Die ‹Basler Zeitung› berichtet. (Artikel nicht online)

– «Kleide dich stets für die Position, die du willst» berät die ‹Weltwoche› und erläutert, dass Kleidung nicht nur beeinflusst, «wie wir wahrgenommen werden, sondern auch, wie intelligent und erfolgreich wir uns verhalten». (Artikel nur für Abonnenten)

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