Pavillon Le Corbusier, Zürich 1967 Fotos: Georg Aerni via stadt-zuerich.ch

Streit ums Corbusier-Haus

Heidi Weber, Gründerin des Corbusier-Hauses in Zürich hat ihre Lithografien, Möbel, Skulpturen und Wandteppiche abtransportiert. Die ‹NZZ› und der ‹Tages-Anzeiger› berichten über die drei Streitpunkte: Geld, Organisation und Namen.


«Ich bin über die Stadt empört», sagt Heidi Weber im ‹Tages-Anzeiger›. Niemand bestreitet, dass es das ‹Heidi Weber Haus von Le Corbusier› ohne die 89-Jährige nicht eben würde. Vor 50 Jahren hatte ihr die Stadt Zürich eine Parzelle im Quartier Seefeld für 50 Jahre unentgeltlich im Baurecht zur Verfügung gestellt, gebaut hatte Weber auf eigene Kosten. Als das Baurecht 2014 auslieft, beabsichtigte sie noch, die originalen Lithografien, Möbel, Skulpturen und Wandteppiche im Haus zu lassen und weitere aus ihrem Fundus für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Doch vor zwei Wochen wurde alles abtransportiert. Die Kulturabteilung der Stadt und Heidi Weber sind zerstritten. Dahinter stecken drei Gründe:
Erstens wollte Heidi Weber laut Stadt 200'000 Franken jährlich für die Dauerleihgabe. Weber dagegen spricht von 75'000 Franken, was fünf Prozent der Versicherungssumme entsprochen hätte. «Das Geld hätte nicht ich, sondern die Stiftung erhalten», sagt sie. Doch diese öffentlich-rechtliche Stiftung, und dies ist der zweite Streitpunkt, wurde zwar in einem Letter of Intent vereinbart, aber nie geschaffen. Drittens geht es um den Namen. Den ursprünglichen Vorschlag ‹Centre Le Corbusier / Museum Heidi Weber› lehnte Weber laut ‹NZZ› ab, weil zu einem richtigen Zentrum auch ein Archiv oder eine Dokumentationsstelle gehören. In der Umbenennung zum ‹Pavillon Le Corbusier› sieht Weber eine «Respektlosigkeit» für ihr Lebenswerk und eine Verfälschung der Entstehungsgeschichte.
Und nun? Laut einem Mediensprecher der Stadt wird «eine Tafel auf Deutsch und Englisch auf die Verdienste von Frau Weber verweisen» und für den einmaligen Preis von 30'000 Franken habe man das Haus aus eigenen Beständen und mit anderen Leihgaben bestückt.

Weitere Meldungen:


– «Wollen wir eine monströse Universität in der Stadt?», fragt der Stadtzürcher Heimatschutz. Laut ‹NZZ› drängen der Schutz des Spitalbaus von Häfeli Moser Steiger und des Kernbaus der Alten Anatomie die Nutzfläche in die Höhe, doch liege dies primär am Ausbau des Universitätsspitals.

– Der Basler AUE-Neubau von Jessen Vollenweider gibt zu reden (siehe hier). Nun verteidigt der Stadtbasler das Projekt in der ‹Basler Zeitung›.

– «Wir müssen nicht hip sein», sagt der Victorinox-Chef in der ‹Südostschweiz›. Ein Gespräch über Digitalisierung, Handarbeit, den starken Franken und Konkurrenz aus den eigenen Reihen.

– Wo beginnt Lohndumping? Das ‹St. Galler Tagblatt› berichtet über einen Bauer und Bauunternehmer, der seinen landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter auf seinen Baustellen beschäftigt.

– Neuenburg und drei Nachbargemeinden könnten zur drittgrössten Westschweizer Stadt fusionieren. Laut ‹NZZ› sorgen sich Fusionsgegner um die Demokratie.

– Der Kulturgüterschutz setzt für die Zukunft auf alte Technologien. Der ‹Tages-Anzeiger› berichtet über Floppy-Disketten, Mikrofilme und gebrannte Keramiktafeln.

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