Philipp Meuser: Die Ästhetik der Platte. DOM publishers, Berlin 2015.

Oh du schöner Plattenbau

«Die Ästhetik der Platte» spannt auf 728 Seiten einen weiten Bogen über standardisiertes Bauen in der ehemaligen Sowjetunion: Vom Wissenstransfer bis zu Denkmalkategorien hundertfach produzierter Gebäude. Von Haustypologien bis zu Bauteilen. Von der allgemeinen Doktrin bis zum stadtspezifischen Programm. Dazu Architekten-Partywissen über Montagekräne.


Seit längerem macht Philipp Meuser mit gewichtigen Publikationen über Städtebau und Architektur der ehemaligen Sowjetunion auf sich aufmerksam. «Die Ästhetik der Platte», sein neustes Buch ist 728 Seiten stark und laut ‹NZZ›-Rezension visuell ansprechend und angenehm zu lesen. Illustriert mit Grundrissen, Seiten aus Bauteilkatalogen, Archivfotos und eigenen Fotos Meusers, spannt es einen weiten Bogen: Vom Wissenstransfer, der beispielsweise via Lizenzenerwerb der südlichen Sowjetrepubliken für ein französisches Plattenbausystem stattfand, über Beraterverträgen mit Experten wie Ernst May oder Hans Schmid bis zu einer versuchten Kategoriebildung «wenn es darum geht, ein Gebäude zu dokumentieren oder gar unter Denkmalschutz zu stellen, das dutzendmal oder gar hundertfach auch andernorts errichtet wurde. Von der ersten Generation der Zeilen über die zweite Generation von Mäandern bis zur dritten Generation von nutzungsuniversellen Bauteilen. Von allgemeinen Doktrinen wie jener von Chruschtschow 1955 bis zum unter propagandistischem Aufwand betriebenen Wiederaufbau Taschkents nach dem Erdbeben 1966. Und dazu Architekten-Partywissen: Im Sowjet-Städtebau bestimmte der Aktionsradius der Montagekräne die Strassenführung.

Weitere Meldungen:


– Landschaftsschutz selbst gemacht: Weil 7 Hektare des Nationalparks Abel Tasman verkauft werden sollen, gründeten zwei Neuseeländer eine Crowdfunding-Plattform. 1,4 von zwei Millionen Dollar haben sie laut ‹Der Bund› beisammen.

– Bunte Brillen: In den 90ern scheiterte Swatch mit einer eigenen Brillenkollektion. Der ‹Tages-Anzeiger› berichtet über den neuen Anlauf ‹The Eyes› gemeinsam mit dem italienischen Hersteller und Händler Safilo.

– Abbrechen oder aushöhlen: Das ‹Edificio España› aus der Franco-Zeit ist Protzklotz und Postkartenmotiv. Nun möchte ein chinesischer Investor den Denkmalschutz aushebeln. Die ‹NZZ› berichtet über den lokalpolitischen Zankapfel.

– Design-Tausendsassa: Christian Etter designte Computerspiele, Möbel und Beton. Nun eröffnet er in Zürich-West das Museum of Digital Arts. Ein Portrait des Designers im ‹Tages-Anzeiger›.

– Windkraft oder Luftverkehr: Nachhaltig wäre mehr vom einen und weniger vom anderen, aber es gibt auch einen Zielkonflikt. Laut ‹NZZ› stören Windturbinen die Radaranlagen von Luftwaffe und Skyguide. Darum opponiert die Armee gegen Windparks im Kanton Waadt.

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