Irrationaler Dichtestress

Weder Bevölkerungsdichte oder -wachstum, noch Ausländeranteil oder Kulturlandverlust können die Annahme der SVP-Masseneinwanderungsinitiative begründen. Eine bundesrätliche Studie kommt zum Schluss, es sei «die persönliche Werthaltung der einzelnen Stimmbürger».


Laut einer vom Bundesrat in Auftrag gegebenen Studie der Zürcher Forschungsstelle Sotomo spielte der berühmte Dichtestress bei der Annahme der SVP-Masseneinwanderungs-Initiative (MEI) keine grosse Rolle. Die ‹Basler Zeitung› fasst zusammen: «Weder die spezifische Bevölkerungsdichte einer Region, noch das Bevölkerungswachstum, noch der Kulturlandverlust hätten einen direkten Einfluss auf die Zustimmung gehabt.» Auch die ‹NZZ› erklärt unter Berufung auf die Studie, dass der Ausländeranteil in den Gemeinden für den Entscheid wenig aussagekräftig sei: «Die Skepsis gegenüber der Einwanderung ist im Verhältnis zu deren effektiver Zunahme gewachsen. Sie stieg aber proportional zum Wähleranteil der SVP und nicht zur veränderten Betroffenheit in den einzelnen Gemeinden.»
Im Jahresrückblick analysiert ‹Die Wochenzeitung›, dass die Initianten eigentlich keine Annahme gewollt hätten, sondern bloss eine «Drohkulisse» hinsichtlich der Wahlen 2015 haben aufrecht erhalten wollen. «Leider machte das Volk der Partei einen Strich durch die Rechnung, weil es nämlich nicht rechnet wie die Parteioberen, sondern hasst.» ‹Die Weltwoche› beruhigt: 2033 beginnt die NASA-Marsmission und seit Kindesalter trainiert die 13-jährige Alyssa Carson, um den ersten Schritt zur Kolonialisierung des roten Planeten zu tun. Weil wir nicht nur mehr, sondern auch älter werden, könnte dies die Lösung für irrational Dichtegestresste sein.

Weitere Meldungen:


– Laut ‹NZZ› ist Mario Botta ein «in der Deutschschweiz gerne unterschätzter Baukünstler». Niemand beherrsche die Sakralarchitektur «als Königsdisziplin» derzeit besser als er. Darum solle man seine Ausstellung im Zürcher Architekturforum besuchen.

– Weil Linke und Mieterverband mit der Wohnpolitik des Bundesrat nicht zufrieden sind, beraten sie im Januar über die Lancierung einer Volksinitiative. Die ‹NZZ› berichtet.

– Zwei Basler Quartierorganisationen haben einen Teilsieg im Kampf gegen den Ausbau der Autobahnstrecke Osttangente errungen. «Doch damit sind die Verkehrsprobleme noch nicht gelöst», meint ‹Die Wochenzeitung›.

– Als «Tankstelle der Ruhe» bezeichnet die ‹NZZ› die mittlerweile vierzigste deutsche Autobahnkirche. Die Architekten Schneider & Schumacher formten aus halbkreisförmig geschnittenen Holzfaserplatten ein ein Kuppelgewölbe mit «nomadisch-provisorischer Zeltgeborgenheit».

– Das Gebot «Reduce, Reuse, Recycle» gilt im hochklassigen Kleidermarkt nicht. Wie ‹Die Wochenzeitung› weiss, machen Luxusmarken keinen Ausverkauf – denn niemand solle eine «Obdachlose im Chanel-Kostüm» sehen.

– Weil vermutlich 1300 von 6700 städtischen Wohnungen unterbelegt sind, möchte der Zürcher Stadtrat «mit sanftem Druck» dagegen vorgehen. Eine Einkommensüberprüfung sei laut ‹Tages-Anzeiger› aber «kein Thema».

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