Ausnahmen, die die Regel bestätigen: die Europaallee rund um den Doppelturm von Caruso St John. Fotos: Georg Aerni

«Die Kluft zwischen architektonischen Können und städtebaulichem Versagen»

Der Grossraum Zürich sei geprägt von architektonischem Mittelmass, schreibt Roman Hollenstein in der «NZZ».


Der Grossraum Zürich sei geprägt von architektonischem Mittelmass, schreibt Roman Hollenstein in der «NZZ»: «Deswegen sind die Architekturpreise, mit denen Stadt und Kanton Zürich die baukünstlerische Qualität zu heben suchen, so wichtig.»


Roman Hollenstein beginnt seine kritische Reise im Schweizer Mittelland, das unter der Zersiedelung gelitten habe, «wie kaum eine europäische Kulturlandschaft. Es verdeutlicht die Kluft zwischen dem architektonischen Können, für das unser Land bewundert wird, und städtebaulichem, aber auch landschaftsgestalterischem Versagen.» Über Ausnahmen, die nur die Regel bestätigen (die Europaallee rund um den Doppelturm von Caruso St John, das Löwenbräuareal mit dem benachbarten Swissmill Tower oder das Richti-Quartier in Wallisellen und das Limmatfeld in Dietikon) gelangt Hollenstein in die Innenstadt, wo ein intelligenter Einzelbau Wunder wirken könne (er nennt das «Hohe Haus» von Loeliger Strub und Mehrfamilienhaus «Irispark» von Edelaar Mosayebi Inderbitzin). «Solch integrativ wirkenden Gebäuden verdankt Zürich seine trotz allen Schwächen überdurchschnittliche Baukultur. Sie sind letztlich wichtiger als all die nach Aufsehen im Städtewettstreit schreienden Vorzeigebauten, die man zum Leidwesen vieler Zürcher an der Limmat kaum findet. «Es braucht also noch viel, damit der Grossraum Zürich zur blühenden Architekturlandschaft wird» schliesst Hollenstein. «Der Stadt und dem Kanton kommt dabei über die Preisverleihung hinaus eine entscheidende Vorbildrolle zu. Denn beide können auch mit Wettbewerben die architektonische Qualität steigern und Leitbauten realisieren.»

Weitere Meldungen:


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– Architekturstudierende der ETH Zürich haben über das Bergdorf Riom nachgedacht. Die «Südostschweiz» berichtet.

– Die neue Berner Velohauptroute verspricht mehr Sicherheit und Schnelligkeit. Sie besteht den Test aber nicht, schreibt der «Bund».

– In einem Jahr könnte der Startschuss für Wohnungen und Arbeitsplätze auf dem Basler Lysbüchel-Areal fallen. Die «Basler Zeitung» informiert.

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Kommentare

Andreas Konrad 30.06.2016 12:03
Sämtliche grossen Zürcher Masterpläne wie die Europaallee (Christiaanse), Richti Areal (Lampugnani), Limmatfeld (Kollhoff) und The Circle (Yamamoto) wurden von ausländischen Architekten entwickelt. Und wirken vielleicht gerade darum gelungen und städtisch. Von Planern, die aus Ländern kommen, in denen der Städtebau über Jahrhundert entwickelt, verfeinert, perfektioniert, ja sogar erst erfunden wurde. Das neue «Züri West» hingegen wurde hauptsächlich von Schweizer Architekten und ganz vielen staatlichen Gremien erdacht - herausgekommen ist, zumindest gleisseitig von der Pfingstweidstrasse, ein wirres Gewürfel mit belanglosen Einzelbauten - Wegwerfarchitektur (Prime Tower natürlich ausgenommen). Der Verdacht erhärtet sich: Wir Schweizer könnens nicht, denn wir sind erst knapp seit einer Generation dem Dörfli entwachsen. Wieso also nicht mehr Ausländer verpflichten, die anscheinend erheblich mehr von der Materie verstehen?
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