Coverbild des Buches ‹Agrocity› von Al Imfeld (Rotpunktverlag, Zürich 2017).

Ausweg Agrocity

In seinem letzten Buch sagt der Agronom und Soziologe Al Imfeld, es gäbe keine afrikanische Stadt, zumindest nicht im europäischen Sinne.


«Die afrikanische Stadt gibt es nicht», sagt der Agronom, Soziologe und Theologe Al Imfeld in seinem Buch ‹Agrocity – die Stadt für Afrika›, erschienen 2017 im Zürcher Rotpunktverlag. Die typische afrikanische Grossstadt bestehe aus einem «europäisch kolonial geprägten Zentrum, das einer Oberschicht vorbehalten ist, und einem Ring aus armen Quartieren», wo die verschiedenen Ethnien unter sich blieben. Dichte, Diversität, Diffusion, Durchmischung? Fehlanzeige. Imfeld bezeichnet den peripheren Ring als «Warteraum», denn hier hofften die Menschen, einst zu Geschäftsleuten oder Landbesitzern zu werden. Bis dahin betreiben sie Gartenbau zur Selbstversorgung. Doch was als frühmodernes Überbleibsel wirke, könnte ein Wegweiser in die Zukunft sein. «Die Zeit des Gegensatzes Stadt/Land geht zu Ende», schreibt Imfeld und träumt davon, Urbanes und Rurales, Moderne und Tradition zu versöhnen. Um zur ökologischen und dialogischen Stadt zu gelangen, müsste man Selbstorganisation und Nichtstaatlichkeit aufwerten, als Informelles, das ohne Geld funktioniere. Al Imfeld starb dieses Jahr 82-jährig, sein Buch ist ein beherztes Schlusswort. Die ‹NZZ› findet es «prallvoll mit Lebenserfahrung, aber offen und verspielt, als stammte es von einem jungen Springinsfeld».

Weitere Meldungen:


– Philipp Klaus, Sozialgeograf beim Inura-Zürich-Institut, sagt im ‹Tages-Anzeiger›: Junge sind heute besser Gebildet, weitere ziehen hinzu. Leute mit niedrigem Sozialstatus werden in die Agglomeration verdrängt. Gentrifizierung findet aber nicht nur in Seefeld und entlang der Lang- und Weststrasse statt, sondern auch in Seebach und Altstetten. Für den 2018 geplanten Siedlungsrichtplan der Stadt Zürich folgert Klaus: Man darf nicht überall gleich verdichten und dadurch die Mieten erhöhen. Vor allem in Schwamendingen solle man vorsichtig sein und bei Mehrausnützung stets genug Mehrwert abschöpfen.

– Für 48 Millionen Franken möchte St. Gallen das Stadttheater sanieren. Obwohl 38 Millionen davon die Werterhaltung betreffen, möchte die SVP das Referendum ergreifen. Laut ‹St. Galler Tagblatt› und ‹Südostschweiz› bringen die anderen Fraktionen wenig Verständnis hierfür auf.

– Zweierlei zum Gewerbeverkehr: Laut ‹Basler Zeitung› reicht der städtische Gewerbeverband zwei Initiativen für innerstädtische Parkplätze und gegen eine Reduktion des motorisierten Verkehrs ein. In Bern berichtet ‹Der Bund›, wie sich der Gewerbeverband gegen die Aufhebung von 140 Parkplätzen auf der Schützenmatte wehrt, der 114 neue Stellplätze beim Park + Ride Neufeld gegenüber stehen.

– Sami Bollag ist «Mister Esprit». Die ‹Weltwoche› portraitiert den Modeunternehmer. Mit Concept-Stores und Apps möchte er im Markt bestehen, der hart sei wie nie.

– «Heiss, prekär und gefährlich», wird die Zukunft laut der ‹Wochenzeitung›. Gemüse anbauen, Kohlegruben besetzen und Klimapolitik seien wichtig. Doch weil soziale Fragen sich von Umweltthemen nicht mehr trennen liessen, seien sie entscheidend.

– Basel World heisst Schmuck und Uhren. Während die ‹Weltwoche› auf Spurensuche geht, warum Rolex die laut Forbes angesehenste Marke der Welt ist, rollen ‹Basler Zeitung› und ‹NZZ› die Branchenkrise auf. Sie zeigt sich auch am Ausstellerschwund an der Messe.

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