Hochparterre ist einer der Organisatoren der Polnisch-Schweizerischen Stadtwerkstatt. Redaktor Werner Huber begrüsst die Gäste. Fotos: Rafał Kłos

Urban Laboratory zum zweiten

Nach dem grossen Erfolg der 1. Polnisch-Schweizerischen Stadtwerkstatt im letzten Jahr ging dieses Jahr die zweite Ausgabe über die Bühne. Drei Themen standen auf dem Programm: Dichte Stadt, Hochhäuser und Zersiedelung.

Nach dem grossen Erfolg der 1. Polnisch-Schweizerischen Stadtwerkstatt im letzten Jahr ging dieses Jahr die zweite Ausgabe über die Bühne. Drei Themen standen vom Donnerstag bis Samstag auf dem Programm des «Urban Laboratory»: «Die dichte Stadt», «Hochhäuser und die Stadt» und «Zersiedelung – eine Herausforderung für unsere Städte». Erneut strömten zahlreiche Interessierte in den Veranstaltungspavillon des Architektenverbandes SARP.

In der gleichen Woche war auch eine Gruppe von gut 80 Studierenden der Architekturabteilung der ZHAW aus Winterthur mit ihren Dozenten in der Stadt unterwegs. Sie lernten den Ort kennen, an dem sie im laufenden Semester ein Projekt entwerfen.  

Als Prolog zur Stadtwerkstatt wurde am Dienstag Abend in der Architekturfakultät des Polytechnikums die Ausstellung «The Swiss Touch in Landscape Architecture» eröffnet. In ihrem Vortrag führte Monika Schenk vom Landschaftsarchitekturbüro Hager Partner in die Eigenheiten der Landschaftsarchitektur in der Schweiz ein.

 

Donnerstag, 10. April

Dies war der offizielle Abend mit den Begrüssungen der Veranstalter: Der Chargé d'affaires Martin Michelet begrüsste die die Anwesenden im Namen der Schweizerischen Botschaft in Warschau. Werner Huber sprach für Hochparterre, und für den polnischen Architektenverband SARP eröffneten Mariusz Ścisło (nationaler Verband) und Marcin Mostafa (Warschauer Sektion) die Veranstaltung.

Gäste der ersten Gesprächsrunde waren Kees Christiaanse sowie Sławomir Gzell, ein in Polen bekannter Architekt und Stadtplaner. Was heisst «dichte Stadt»? Geht es um bauliche Dichte oder um Dichte an Menschen? Und wie lässt sich eine dichte Stadt überhaupt erzeugen? Nach je einer kurzen Präsentation der eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema diskutierten die beiden Fachleute unter der Leitung des Architekten und Architekturkritikers Grzegorz Piątek.

Ein Cocktail für geladene Gäste in der Botschaft schloss den ersten Abend der Stadtwerkstatt ab – wobei die Gäste viel Steh- und Diskussionsvermögen bewiesen, so dass die Lichter in der Schweizerischen Botschaft erst zu undiplomatisch später Stunde ausgingen.

 

Freitag, 11. April

Am zweiten Abend standen die Hochhäuser im Mittelpunkt des Interesses. Pascal Hunkeler vom Amt für Städtebau der Stadt Zürich erläuterte, welche Rolle die Hochhäuser hier spielen und mit welchen Instrumenten der Hochhausbau gesteuert wird. Michał Borowski, der zwischen 2003 und 2006 Stadtarchitekt von Warschau war («der letzte», wie er betont) führte vor Augen, wie planlos in Warschau die Türme spriessen. In der anschliessenden Diskussion unter der Leitung des Journalisten, Architektur- und Warschaukenners Dariusz Bartoszewicz hatte Borowski manche Gelegenheit, um die weitgehend fehlende Stadtplanung in Warschau anzuprangern. «Warschau hat viele Probleme», sagt Borowski und hält fest: «Mit Hochhäusern kann man keines davon lösen».

Bei Wein und delikaten Häppchen klang der Abend im «Klubokawiarnia Solec 44» aus.

 

Samstag, 12. April

Am Samstag traf man sich bereits um 14 Uhr am Sitz des Architektenverbandes zur dritten und letzten Gesprächsrunde, bei der die Zersiedelung das Thema war. Wilhelm Natrup, Zürcher Kantonsplaner, betonte, wie die Bevölkerung in mehreren Abstimmungen klar gemacht hat, dass sie dem Landfrass einen Riegel vorschieben will. Darum müssen nach dem kantonalen Raumentwicklungskonzept 80 Prozent des erwarteten Bevölkerungswachstums im Kanton in bereits besiedelten Gebieten untergebracht werden. Grzegorz Buczek, Vizepräsident des polnischen Planerverbandes, präsentierte eine Reihe von Papieren, in denen sich die Behörden dazu bekennen, dass sie die Zersiedelung stoppen wollen. Im Gespräch unter der Leitung von Werner Huber und Łukasz Pietrzak wurde jedoch klar, dass dies noch keine Gesetze sind. Doch Buczek zeigte sich optimistisch, dass es wirklich ernst gemeint ist. Was allerdings fehlt: eine Wohnbaupolitik, die dafür sorgen kann, dass den Menschen eine Alternative zu dem in Polen vergleichsweise günstigen Einfamilienhaus «im Grünen» anbietet.

Am Abend trafen sich Organisatoren, Referenten und Moderatoren im Klub «Sztuki & Sztuczki» zum Schlusspunkt des Urban Laboratory.

Nach der ersten Stadtwerkstatt vom letzten Jahr hatten die Organisatoren einige Änderungen vorgenommen, die sich bewährt haben. So führte ein etwas engerer vorgängiger Austausch der Referenten untereinander und mit den Moderatoren zu besseren Diskussionen, und als «Lead Moderator» spannte Bogna Świątkowska einen Bogen über alle drei Tage.

 

Urban Laboratory

2. Polnisch-Schweizerische Stadtwerkstatt, Warschau, 10. bis 12. April 2014

– Organisation: Schweizerische Botschaft in Warschau (Andrea Anastasi); Polnischer Architektenverband SARP, Warschauer Sektion (Maciej Kowalczyk, Marek Kuciński). Hochparterre (Werner Huber, Łukasz Pietrzak)

– Produktion: Black Salt Production (Joanna Trytek)

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