Das Gebiet Cabuçu de Cima am nördlichen Stadtrand von São Paulo. Hier liegen einige der grössten Favelas der Stadt. Foto: Fabio Knoll

Land der ewigen Hoffnung

Die Schweizer Stadtplanerin Fabienne Hoelzel berichtet, wie sie in São Paulo vor einigen Jahren versuchte, die WM-Euphorie für die Slumentwicklung zu nutzen.

Heute beginnt in Brasilien die Fussball-Weltmeisterschaft. Deus é brasileiro und Brasilien hat alles: Eine junge Bevölkerung, viele Bodenschätze und ein tropisches Klima ohne Frost. Brasilien ist Pionier und betreibt seit über 30 Jahren eine systematische und institutionalisierte urbanização de favela (Slumaufwertung). Und Brasilien ist auch demokratische Avantgarde: Die Beteiligung der Bevölkerung in Stadtplanungsprozessen ist gesetzlich verankert.2009 lud mich Elisabete França, damals in São Paulo Chefin der städtischen Wohnbau- und Stadtentwicklungsbehörde (Sehab), ein, an ihrer Seite eine Abteilung für Städtebau und Planung aufzubauen. Eine Einladung nach São Paulo, Brasiliens Wirtschaftsmotor mit rund 20 Millionen EinwohnerInnen, noch dazu im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaften, wo alle Hoffnungen in Bezug auf milliardenschwere Investitionen in die Stadtentwicklung erlaubt waren – ich zögerte keine Sekunde. Stadtplanung in den FavelasMeine tägliche Arbeit bestand in der Leitung städtebaulicher Rahmen- und Masterplanungen für São Paulos grösste Favelas, zumeist am Stadtrand. Anfang 2011 bekam ich den Auftrag, das strategische Rahmenwerk für Cabuçu de Cima auszuarbeiten, eine Gegend, die bis anhin keine Priorität innerhalb der Administration hatte. Das Gebiet liegt am nördlichen Rand der Stadt, in der Nähe des internationalen Flughafens und am Fusse der grandiosen Serra da Cantareira, des lokalen, 8000 Hektaren grossen Regenwalds. Rasch erkannten wir das Potential dieses hügeligen Gebiets, ebenso rasch liessen wir den ursprünglichen Perimeter und den vorgesehenen Aufgabenbereich hinter uns. Ich konnte meine Chefin überzeugen, für einmal nicht das Wohnungs- und Infrastrukturproblem und den damit verbundenen, klassischen Problemlösungsansatz in den Vordergrund zu stellen, sondern darauf zu setzen, ein neues Naherholungsgebiet für den Metropolitanraum...
Land der ewigen Hoffnung

Die Schweizer Stadtplanerin Fabienne Hoelzel berichtet, wie sie in São Paulo vor einigen Jahren versuchte, die WM-Euphorie für die Slumentwicklung zu nutzen.

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