Die Moderatorin Karin Salm im Gespräch mit Urs Primas, Michael Hauser, Werner Huber und Alexander Muhm (von links). Fotos: Andreas Mader

Grosser Bahnhof in Winterthur

Die Publikation «Grosser Bahnhof Winterthur» zeichnet die 160-jährige Geschichte des Bahnhofs nach. Die Vernissage markierte den Auftakt für einen Planungsprozess mit weitem Horizont.

Bei Bahnhöfen gilt oft die Formel: «Nach der Baustelle ist vor der Baustelle». Das ist auch in Winterthur so: Im letzten Herbst wurde die Gleisquerung eröffnet, zurzeit bauen die SBB die Gleis- und Perronanlage aus und um, und bald beginnen die Bauarbeiten an der Personenunterführung Nord samt Veloquerung.


Und das ist längst nicht alles, denn am Horizont zeichnet sich bereits der Brüttenertunnel ab; läuft alles rund, ist er kurz nach 2030 fertig gebaut. Beim Tunnelportal im Stadtteil Töss wird ein mächtiges Brückenbauwerk entstehen, und der Bahnhof selbst wird erneut seine Kapazitätsgrenze erreichen. Zudem überlegen sich die SBB, wie sie ihre Areale im Bereich Vogelsang (Güterbahnhof) und beim Lindspitz – insgesamt rund 100’000 Quadratmeter – künftig besser nutzen können.


Für Stadtbaumeister Michael Hauser, der noch bis Ende Mai im Amt ist, waren dies Gründe genug, das Bahnareal zwischen Töss und dem Lindspitz ganz oben auf die Traktandenliste zu setzen. Er ist überzeugt, dass man heute mit der Diskussion beginnen muss, damit man aus den Investitionen das Beste für Bahn und Stadt herausholen kann. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die Stadt Winterthur und die SBB kürzlich unterzeichnet.

Buchvernissage und Diskussion

Am letzten Donnerstag fand nun im Forum Architektur eine erste Veranstaltung zu diesem Thema statt. Sie war gleichzeitig die Vernissage der Publikation «Grosser Bahnhof Winterthur. Meilensteine der Geschichte und Herausforderungen der Zukunft im Gleisraum zwischen Töss und Lindspitz». Darin zeichnet Hochparterre-Redaktor Werner Huber die über 160-jährige Bau- und Planungsgeschichte des Winterthurer Bahnhofs nach und illustriert diese mit zahlreichen Plänen und Fotos.


Zum Auftakt der Veranstaltung erzählte Huber in geraffter Form die Bahnhofsgeschichte. Anschliessend stellte Alexander Muhm, Leiter Development SBB Immobilien, die Pläne der SBB für das Gebiet vor. Zu der folgenden, von Karin Salm geleiteten Diskussion gesellten sich dazu Stadtbaumeister Michael Hauser und Architekt und ZHAW-Dozent Urs Primas.


Besonders kontrovers verlief die Diskussion zwar nicht – wie sollte sie auch: Es gibt ja noch lange kein Projekt, an dem sich die Gemüter erhitzen könnten. Das Gespräch war jedoch ein starkes Bekenntnis für die künftige Zusammenarbeit von Bahn und Stadt: Man ist gewillt, an einem Strick zu ziehen. Wenn demnächst eine Testplanung über das ganze Areal startet, sollen wirklich alle Optionen geprüft werden – auch solche «Hirngespinste» wie die Tieferlegung des ganzen Bahnhofs, wie sie Michael Hauser am Schluss der Publikation in der «Vision 2067» skizziert.


Wie immer die Winterthurer Bahnanlagen in fünfzig Jahren auch aussehen werden: Man war sich einig, dass die Planung sorgfältig aufgegleist werden muss, sodass am Ende nicht ein Flickwerk steht, wie es der Bahnhof heute eins ist. Das Forum Architektur wird den Prozess aufmerksam verfolgen und begleiten.

Stadt Winterthur, Departement Bau (Hg.), Werner Huber: «Grosser Bahnhof Winterthur», 64 Seiten, Schweizer Broschur.

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