Die Zeit der linearen Planung ist vorbei. Fotos: Antje Reineck

«Es gibt kein Ende»

Planerinnen und Planer müssen kreativer werden und breit recherchieren, fordern zwei Planungstheoretiker. Denn die Zeit der linearen Planung ist vorbei.

Planung werde immer komplexer, höre ich Planerinnen und Planer seufzen. Was ist dran an dieser Klage?Joris Van Wezemael: Alles und nichts. Da herrscht ein Missverständnis vor: Planung war und ist komplex, immer. Die Frage ist, wie wir damit umgehen.Definieren Sie bitte ‹Komplexität›.Joris Van Wezemael: Es gibt einfache, komplizierte und komplexe Systeme. Einfach ist es, einen Kuchen zu backen: Ich führe ein Rezept aus und erhalte stets mehr oder weniger dasselbe Ergebnis. Kompliziert ist, eine Rakete zum Mond zu fliegen. Viel Material und viele Computer sind nötig, und ich muss Unmengen an Parametern beachten. Komplex dagegen ist es, ein Kind zu erziehen. Ich muss ein responsives, lebendiges System steuern. Massnahme und Wirkung hängen nicht linear zusammen, ein starker Eingriff kann wenig, ein Detail viel bewirken. Dieselbe Massnahme führt immer wieder zu anderen Reaktionen.Warum ist Planung komplex?Joris Van Wezemael: Weil sie unabhängig funktionierende Systeme koppeln muss. Das ist wie das Experiment mit Feder und Pendel: Jedes für sich ist ein einfaches, lineares Gleichgewichtsmodell. Kopple ich sie, indem ich das Pendel an die Feder hänge, entsteht eine Art Chaosexperiment. Die Bewegungen sind nicht mehr voraussagbar.Jan Silberberger: Ähnliches geschieht in einer Gemeinde, nennen wir sie Luegisland. Sie bestimmt als Legislaturziel ‹mehr Wohnungen›, betreibt dafür eine aktive Bodenpolitik und stellt ein Grundstück zur Verfügung. Sie führt einen Architekturwettbewerb durch, hält dabei die SIA-Ordnung 142 ein und erhält ein Siegerprojekt. So weit, so linear. Nun sucht die Gemeinde einen Investor. Dadurch verbindet sie ihre Nutzungsplanung und die Wettbewerbsordnung des SIA mit globalen Finanzsystemen, in die der Investor eingebettet ist. Strategisch-politische Ziele, das Planungsverfahren und wirtschaftliche Systeme überlagern sich. Mehrere Faktoren wirken so ...
«Es gibt kein Ende»

Planerinnen und Planer müssen kreativer werden und breit recherchieren, fordern zwei Planungstheoretiker. Denn die Zeit der linearen Planung ist vorbei.

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