Brünnen im Sommer 2014. Die hochfliegende Idee war eine «klassische Stadt in zeitgemässer Form». Entstanden ist ein Feld von Siedlungen. Fotos: Rolf Siegenthaler

Ein Feld von Siedlungen

Bern plant auf dem Viererfeld ein Stück Stadterweiterung. Doch die Stadt hat aus den Fehlern der Planung des Quartiers Brünnen kaum etwas gelernt.

Städtebau auf der grünen Wiese – eine verführerische und schwierige Aufgabe, auch in Bern. Vor gut 25 Jahren stemmte die Stadt den letzten grösseren Versuch: In Brünnen am westlichen Stadtrand sollten Wohnungen für 2600 Einwohnerinnen und Einwohner entstehen. Brünnen ist inzwischen fast gebaut – und die Kritik daran deutlich. «Von der schlechten Qualität des Städtebaus in Brünnen distanziere ich mich – weil in Bern eine grosse Stadtbauchance vertan wurde.» Das sagt einer, der Brünnen einst massgeblich plante: Jürg Sulzer, von 1983 bis 2004 Berns Stadtplaner. Nach jahrzehntelangen Überlegungen, Bern nach Westen zu erweitern, musste die Planung plötzlich schnell gehen. Darum, und weil man es sich zutraute, entwarf das Stadtplanungsamt Brünnens Städtebau selbst. Die 34 Hektaren wurden in Strassen, Freiräume und 21 Baufelder mit Baulinien unterteilt, in eine Schachbrettstadt. Den Rest – die Bebauung – sollten offene Wettbewerbe regeln. Die Immobilienkrise traf das Projekt hart. Doch der Entscheid, in Brünnen ein Einkaufs- und Freizeitzentrum anzusiedeln, kurbelte es wieder an. Ab 2003, als das Zentrum Westside die Baubewilligung erhielt, folgte Wettbewerb auf Wettbewerb. Von der «klassischen Stadt in zeitgemässer Form», von einem Viertel wie die Blockrandstädte der Gründerzeit schwärmte Jürg Sulzer noch 2006 siehe Hochparterre 11 / 06. Heute ist seine Enttäuschung nicht zu überhören. Was ist passiert? Statt eines Stücks Stadt entstand ein Feld von Siedlungen, meist viergeschossig und auf sich bezogen. Nur durch die grossen öffentlichen Räume weht ein Hauch städtischer Luft: im weiten Brünnenpark, an der Ramuzstrasse, auf der das Tram 8 Brünnen mit Berns Zentrum verbindet, oder auf dem feinen Le-Corbusier-Platz. Weniger auf dem Gilberte-de-Courgenay-Platz, der zwar prominent am S-Bahnhof liegt, aber die Ausstrahlung einer Verkehrsdrehscheibe hat. ...
Ein Feld von Siedlungen

Bern plant auf dem Viererfeld ein Stück Stadterweiterung. Doch die Stadt hat aus den Fehlern der Planung des Quartiers Brünnen kaum etwas gelernt.

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