Der öffentliche Raum ist ein grosser Datensammelplatz. Fotos: Patric Sandri

Daten spenden statt flanieren

Das Teilen des öffentlichen Raums macht die Stadt zur Stadt. Damit die Digitalisierung den sozialen Zusammenhalt nicht gefährdet, braucht es Regeln, wer Daten wie sammeln und nutzen darf.

Das Smartphone ist unser Andockgerät an die Stadt. Es verschafft uns Orientierung, Tickets für Tram und Kino, zeigt Angebote von Läden, Restaurants und Veranstaltungen und warnt vor Gefahren. Die Digitalisierung des öffentlichen Raums bringt eine Fülle von Nutzen für Infrastruktur und Mensch – eine Revolution, vergleichbar mit dem Aufbau der Eisenbahn oder mit der Elektrifizierung. Doch es lauert eine Teilerblindung: Ich nehme nur noch wahr, was mein Handy mir zeigt. Ich bewege mich nicht nur durch einen physischen öffentlichen Raum, sondern immer auch durch einen virtuell-privaten und bleibe damit in meiner Filterblase. Ich gehe nicht mehr autonom und unvorhersehbar meinen eigenen, auch spontanen Einfällen und Entscheiden folgend durch die Stadt auf Wegen, die niemand kennt. Sondern ich lasse mich leiten durch Mobilitätsdienste und Angebote, von denen die einen Firmen wissen, dass ich sie erhalten habe, und andere Firmen wissen, ob ich sie genutzt habe. Mein Smartphone weiss, was ich will und wohin ich will. Für bequeme Menschen ganz praktisch, für kritische bedenklich.Stellen Sie sich darum vor, eine Applikation auf Ihrem Handy verschaffte Ihrem Tesla eine grüne Welle im Morgenverkehr durch die Stadt. Stellen Sie sich vor, Ihr Handy warnte Sie, weil auf einer öffentlichen Bank vor Ihrem Haus drei junge Männer sitzen, die nicht im Haus wohnen. Die am Haus installierte Kamera hätte sie durch digitale Gesichtserkennung und Handydatenabgleich als fremd ausgemacht. Stellen Sie sich vor, die digitale Plakatsäule am Marktplatz, auf dem Sie Ihr Demeter-Gemüse einkaufen, blendete ein Sonderangebot eines Wellnessbads nahe des Markts ein und schickte es Ihnen aufs Handy. Es hätte über Ihren ‹Beacon›, Ihren Datensender, Sie und andere Kundinnen des Bads registriert. Kurz – der öffentliche Raum ist ein grosser Datensammelplatz, er ist immer noch ein geteilter Raum, doch ...
Daten spenden statt flanieren

Das Teilen des öffentlichen Raums macht die Stadt zur Stadt. Damit die Digitalisierung den sozialen Zusammenhalt nicht gefährdet, braucht es Regeln, wer Daten wie sammeln und nutzen darf.

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