Der helle Gips vermittelt in Thomas Müllers Relief das Licht von Paris. ‹Rue Berger I – Paris›, 2012. Ansetzgips auf Baumwolle, 200 × 150 cm. Fotos: Björn Allemann

Städtebau in der Fläche

Was ist Stadt? Das, was wir in einer Stadt wahrnehmen und woran wir uns erinnern, sagt Thomas Müller. Wenn der Künstler und ausgebildete Architekt bekannte Städte malt, verzichtet er auf alles, was nicht Baukörper ist.

Was ist Stadt? Das, was wir in einer Stadt wahrnehmen und woran wir uns erinnern, lautet die Antwort von Thomas Müller. Deshalb malt der Künstler und ausgebildete Architekt nur Städte, die er kennt. Palermo ist staubig grau, Paris ist strahlend weiss. Doch Veduten sind nicht sein Metier, die Anekdote nicht seine Absicht. Er porträtiert eine Stadt über ihre Bauten und deren Zwischenräume. Sie prägten die Struktur, die DNA einer Stadt und damit indirekt unseren Blick auf sie, meint der Künstler. Am deutlichsten wird diese Struktur in der Aufsicht. Deshalb scannt Müller auf Google Earth Städte ab und sucht wie ein Fotograf nach dem richtigen Ausschnitt. Mal wählt er ihn gross, mal klein. Geleitet wird seine Suche durch die Fragen: Wie hinterliessen die Jahrhunderte ihre Spuren im Stadtgefüge? Wann wird ein Ausschnitt Bild?Einmal festgelegt, druckt er den Kartenausschnitt aus, zeichnet die Umrisse der Bauten nach. Dabei verzichtet er auf alles, was nicht Baukörper ist. Dachformen und -aufbauten, Bäume, Flussläufe, Parkanlagen, Kleinarchitekturen, Strassenmarkierungen, Autos, Menschen: Alles, was das Stadtbild ausmacht, fällt weg, bis die Skizze nur noch Form und Fläche, Volumen und Umraum zeigt. Diese abstrahierte Karte projiziert er auf grossflächige, aufgespannte Jute- oder Baumwollgewebe, die er mit Anwurfgips oder Zement dünn grundiert hat.Dann beginnt die schnelle Arbeit, die nur ‹al fresco› gelingt. Den in einem kleinen Topf angerührten Gips oder Zement trägt Müller Bildsegment für Bildsegment in den projizierten Konturen auf, um mit dem Spachtel die Innenhöfe und Zwischenräume gleich wieder wegzukratzen. In bis zu vier Schichten spachtelt er den hellen Gips auf, sodass aus der Zweidimensionalität der Karte eine reliefierte Oberfläche wird. Der Spachtelstrich konturiert die Binnenformen, zaghafter in den früheren Gemälden, die ab 2009 entstanden; kräft...
Städtebau in der Fläche

Was ist Stadt? Das, was wir in einer Stadt wahrnehmen und woran wir uns erinnern, sagt Thomas Müller. Wenn der Künstler und ausgebildete Architekt bekannte Städte malt, verzichtet er auf alles, was nicht Baukörper ist.

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