Zeughaus Teufen/AR: Textilien und zeitgenössische Kunst neben aktiken «Bauernschränken»n

Schrank an Schrank

Bauernmalerei ist Kunst. Dies dokumentiert das Kunstmuseum St.Gallen in seiner aktuellen Ausstellung. Parallel dazu fragt die Präsentation von über fünfzig bemalten Schränken im Zeughaus Teufen: Ist das wirklich Bauernkunst? Ist es gar nicht, erfährt man dort.

Bauernkunst – Bauernkunst? Im Zeughaus Teufen/AR trägt der Titel der eben eröffneten Ausstellung ein Fragezeichen‚ im St.Galler Kunstmuseum nicht. Zufällig stellten die Kuratoren fest, dass in beiden Häusern an ähnlichen Ausstellungskonzepten gearbeitet wurde. Im St.Galler Kunstmuseum hat alt-Direktor Rudolf Hanhart (90) der Bauernmalerei den Kunststatuts verliehen und sie aus dem Folklore-Ghetto befreit.
Im Zeughaus Teufen/AR sind über fünfzig bemalte Schränke aus der Zeit zwischen 1690 und 1858 versammelt, kombiniert mit Restauratorenwerkzeug und der Auslage eines Antiquitätenhändlers. Aber auch zeitgenössische Kunst von Regina Baierl, Com & Com mit Marc Trachsler, Textilien mit Ornament-Motiven des Textilhauses Schläpfer, ein Buchentwurf zum Thema des Grafikbüros TGG sind zu entdecken, und der Künstler Stefan Inauen stellt bemalte Ikea-Schränke aus. Der Volkskundler Marcel Zünd ist der Erforscher der historischen Schränke. 350 hat er inzwischen dokumentiert und wird sie in einem Buch publizieren. Nach seiner Schätzung existieren im Appenzellerland aber noch weit über tausend Exemplare. Oft waren die Schränke eine Mitgift zur Hochzeit, viele sind einer «Jungfer» gewidmet, doch die Bemalungen dokumentieren auch Landschaften, Bauten und Handwerk. Es waren aber nicht die Bauern, die in kalten Winternächten den Pinsel zur Hand nahmen. Die Forschungen haben ergeben, dass es die lokale Oberschicht und die Handwerker waren, die Bemalungen in Auftrag gegeben hatten.

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