Patrick Frey (*1951) im Büro seines Verlags im Zürcher Löwenbräu-Areal. Fotos: Paola Caputo

«Ich habe schon immer viele Baustellen betrieben»

Für die Hochparterre-Sonderausgabe ‹U-30› schaut der Kunstbuchverleger, Schauspieler und Kunstkritiker Patrick Frey auf seine Anfänge zurück und erklärt, warum er seine Jugend vermisst.

Ich habe grösste Mühe zu definieren, was ich bin. Denn es geht darum, was ich mache. Ich war früh multimedial tätig. Ich habe geschrieben, Kunst gemacht, Kataloge betreut und später mit dem Bücherpublizieren und dem Showbusiness begonnen. Ich habe mal Ökonomie, mal Kunstgeschichte studiert und bin viel gereist. Ich habe schon immer viele Baustellen betrieben. Ganz natürlich, niemand hat mir das vorgeschrieben. Heute ist diese Lebens- und Arbeitsweise Pflicht. Du musst in verschiedenen Disziplinen tätig sein, du musst kreativ und cool sein. Und du musst das alles locker machen, ja nicht angestrengt wirken. Wäre ich heute jung, würde ich wohl ganz stier einer Tätigkeit nachgehen, um dem Mainstream aus dem Weg zu gehen. Als ich jung war, haben wir hemmungslos ausprobiert. Wir waren Dilettanten. Dilettanten mit grösster geistiger Intensität. Wir haben alles verachtet, was mit Professionalisierung und Ausbildung zu tun hatte. Bücher haben wir von Hand geklebt und sie so dem Setzer gebracht. Kabarettabende haben wir in Wohnungen von Bekannten veranstaltet. Wir haben uns Inspiration aus der Kunst, der Musik, der Alltagskultur, dem Schönen und Hässlichen, das man draussen sieht, geholt. Es herrschte ein starker Wille, alles fern von bewährten Methoden zu machen. Damals gab es keine sozialen Medien, noch keine Vernetzung von Meinungen, Haltungen und Trends. Trends kamen viel langsamer auf uns zu und waren vielmehr eine Sache der Avantgardisten, der Eingeweihten. Die, die keine Ahnung hatten, waren sonstwo. Heute sind alle zu Hipstern geworden. Du hast eigentlich die Pflicht, ein Hipster zu sein, wenn du in dieser Szene arbeitest. Du kannst nicht einfach ein träger Streber sein oder ein durchgeknallter Kiffer, der ab und zu mal was Geniales liefert. Das ist schlimm und irrsinnig anstrengend. Die Unkonventionellen und die Irren haben mich schon immer inspiriert. Unabhängige Leut...
«Ich habe schon immer viele Baustellen betrieben»

Für die Hochparterre-Sonderausgabe ‹U-30› schaut der Kunstbuchverleger, Schauspieler und Kunstkritiker Patrick Frey auf seine Anfänge zurück und erklärt, warum er seine Jugend vermisst.

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