Ein Marthaler-Stück in Venedig? Thomas Demand, Alexander Kluge und Anna Viebrock spannen zusammen.

Geschichten über sinkende Schiffe

An der Kunstbiennale in Venedig ist vieles banal und selbstumkreisend. Doch zum Glück gibt es zwei Ausstellungen, die die Reise an die Lagune lohnen: Demand / Kluge / Viebrock verzaubern einen Palazzo während Damien Hirst einen Schatz birgt.

Wohin in diesem Kultursommer? Kassels Dokumenta soll enttäuschen, schreiben die Kritiker, Venedigs Biennale überzeugen. Der deutsche Pavillon zum Beispiel, mit scharfen Hunden am Eingang und Performern unterm Glasboden. Also Kinder einpacken und ab nach Venedig. Die Kinder sind enttäuscht: Keine Hunde, keine Performer, deren täglicher Auftritt um 11 Uhr fällt heute ohne Angabe von Gründen aus. Und Doppelter Boden und Zwinger ohne Inhalt ist fad. Wie das meiste in Giardini und Arsenale. Das ist also die Speerspitze der Weltkunst? Einiges ist erschreckend banal. Vieles erwartungsgemäss verkopft und selbstumkreisend. Weniges so anregend wie der Beitrag von Neuseeland, wo Lisa Reihana ein zwanzig Meter langes, wohltuend ruhiges Filmpanorama aufspannt, das die europäische Ankunft in ihrer Heimat zeigt. Das hat etwas mit dem Einst und Jetzt zu tun, mit dem Ort (einer Halle der Arsenale, wo einst die Venezianische Flotte gebaut wurde) und dem Herkunftsland. Es regt Auge und Hirn an. Aber wegen eines Raumes nach Venedig reisen? Das lohnt sich vor allem wegen zwei anderer Ausstellungen, die parallel zur Biennale laufen. Nummer eins: Die Fondatione Prada lud Thomas Demand, Alexander Kluge und Anna Viebrock ein, ihren prächtigen aber leicht heruntergekommenen Palazzo am Canale Grande zu füllen. Und dieses Team aus Fotokünstler, Filmer / Schreiber und Bühnenbildnerin verzaubert ihn in ein lustvoll sinkendes Schiff. Auch wenn man das Werk der Drei zu kennen meint – die Demands Fotos seiner akribisch gebauten Kartonmodelle; Kluges Filme, die Politik und Geschichte verarbeiten und immer ein wenig zu klug sind für unsereins; die viebrockschen Bühnen mit dem Geruch nach real existierendem Sozialismus, die sie vor allem für die Stücke Christoph Marthalers gestaltete – auch dann also stösst man auf eine Überraschung nach der anderen. Zum Beispiel auf den animierten Film von Demand, de...
Geschichten über sinkende Schiffe

An der Kunstbiennale in Venedig ist vieles banal und selbstumkreisend. Doch zum Glück gibt es zwei Ausstellungen, die die Reise an die Lagune lohnen: Demand / Kluge / Viebrock verzaubern einen Palazzo während Damien Hirst einen Schatz birgt.

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