«Der Dorfladen» heisst das neue Theaterstück des «Kollektivs der Berge», einer Theatertruppe aus Graubünden. Martha und Balzer führten viele Jahre den Dorfladen. Nun wandern sie ab zu ihren Enkelkindern ins Unterland. Schöne Idee, herausragende Schauspieler, missratener Text. Eine Theaterkritik.Martha und Balzer leben in einem Bergdorf. Er war Lehrer, sie führt den Dorfladen. Die Kinder sind fort, die Enkel im Unterland. Martha und Balzer wollen bei ihnen alt werden. Sie lösen den Dorfladen auf. Und wir schauen und hören zu, wie das alternde Paar aufräumend über das Leben auf dem Dorf nachdenkt, ein schlechtes Gewiss hat, weil sie es verlassen, sich erinnern, und dennoch sicher sind: Wir handeln richtig. Die Idee, Dorf- und Regionalentwicklung auf die Bühne zu bringen, hatte Roman Weishaupt, ein vielfältig tätiger Theatermann in Graubünden. Er füllte seine Idee mit Recherchen, sprach mit Menschen in den abgelegenen Talschaften. Er kennt, aufgewachsen in der Val Lumnezia und mit dem Jungen Theater Graubünden in den Tälern arbeitend, die Lage und die Aussicht der Dörfer. Und so erfahren wir viel: Atmosphären und Informationen übers Fortgehen und Dableiben, über Früher und seinen Verlust. Und übers Heute: Die Überalterung, die Gemeindefusionen und die neuen Talbewohner – Flüchtlinge, die unfreiwillig in den nicht mehr gebrauchten Militärbaracken einquartiert werden. Roman Weishaupt richtet das Stück in einem Bühnenbild des Abbruchs ein, illustriert mit Videos und Fotos (Remo Arpagaus, Gianina Flepp und Ester Vonplon). Marthas und Balzers Aufräumen wird immer wieder von einer Dorfmusik unterbrochen, die kurz zweifeln lässt, ob der Abbruch schon weit ist, so flott spielt sie auf. Und grossartig, wie Barbara Schneider als Martha und Peter Jecklin als Balzer Dorfleben und –sterben spielen. Wie komplex oder gradaus ein Stück auch ist, eines meiner Kriterien ...