Leon Schlumpf, kürzlich verstorbener Bundesrat, war Regierungsrat des Kantons Graubünden, bis heute hoch geachtet in breiten Kreisen. Er war auch ein Pionier der Baukultur und der Landschaft, denn er hat in Bund und Kanton einen Grundpfeiler der Raumplanung setzen geholfen: Die Unterscheidung von Bau- und Nichtbauzone. Seine Kinder und Enkel im Grossen Rat des Kantons Graubünden sind nur noch die 15 SP-Politikerinnen und Politiker und ein paar Versprengte aus bürgerlichen Parteien. Denn mit eindrücklichen 86 zu 24 Stimmen bei zwei Enthaltungen hat das Bündner Parlament gegen den Willen seiner Regierung ein Vermächtnis von Leon Schlumpf geschleift. Künftig sollen die Maiensässe und andere nicht mehr gebrauchte Ställe in Ferienhäuser umgebaut werden können. Es geht um 20 – 25 000 Bauten ausserhalb der Bauzone allein in Graubünden. Blöd allein, dass der Bund Grundzüge der Raumplanung festlegt, weshalb die Regierung nun mit einer Standesinitiative das Raumplanungsgesetz zu ändern verlangen muss.Ach ja, und «massvoll» soll umgebaut werden, schrieb Reto Crameri, ein junger CVP Politiker, in seinem «Auftrag», wie Motion auf bündnerisch heisst. Was das heisst, zeigt jede Wanderung – die umgebauten Maiensässe sind ein faszinierendes, fröhliches Babylon. Halbe Baumärkte werden für private Gestaltungsräusche auf die Höhen gehievt, gut ausgebaut sind die Waldwege und Parkplätze für die Four-Wheel-Drive-Autos und viel Herzblut wird für Design- und Komfortobsessionen auf dem Berg vergossen, wo die kleine Freiheit lacht. «Geranienkistli, Trampolin und Hundezwinger» fasste Christoph Jaag, der Wortführer der Gegner, im Grossen Rat seine Skepsis sanftmütig zusammen.Drei Gründe haben Reto Crameris absehbaren Erfolg beflügelt. Erstens: Die Stall- und Maiensässbesitzer machen seit Jahren, angeführt vom umtriebigen Peter Tarnutzer (www.kulturzerfall.ch) geschickt Stim...