Blick in die Ausstellung «Lisbet und Robert J. Schläpfer Textile Innovationen 1965 – 1995» im Textilmuseum St. Gallen. Fotos: Textilmuseum St. Gallen

Zwei Haute Couture-Hippies sind nicht mehr

Kurz nacheinander, innerhalb zweier Monaten sind diesen Spätsommer Lisbet und Robert J. Schläpfer verstorben. Martin Leuthold, Jakob Schlaepfers Chefdesigner, erinnert sich.

«Kennengelernt habe ich die zwei an meiner Lehrabschlussfeier – mit einem Schulkollegen hatte ich zu einer Kunstvernissage geladen, das machte man damals so. Sie kamen mit einem Lehrer von mir, der bei Schlaepfer angestellt war. Kunst würden sie keine kaufen, davon hätten sie schon genug, aber mich hätten sie gerne in ihrem Atelier. Meine Lehre hatte ich bei Fischbacher gemacht, ich hatte schon viel über das Ehepaar gehört, mich faszinierte, das in ihrer Firma nebst dem Design die Materialisierung im Vordergrund stehen sollte.   Robert J. Schläpfer war ein Paradiesvogel in St. Gallen – auch in der Textilszene, da er die Dinge anders anpackte als gewöhnlich. Genau das aber hat schliesslich den Erfolg gebracht. Mitte der Sechzigerjahre brachen sie mit dem traditionellen Stil der St. Galler Stickereien, modernisierten den elterlichen Betrieb. Legendär war ihre erste Kollektion, von Klimt inspiriert, in der sie die üppigen, goldstrotzenden Motive des österreichischen Jugendstilmalers in Stoff umsetzten und in Paris und Rom für Furore sorgten.   Gemeinsam mit dem Erfinder Arnold Ochsner modifizierte er gängige Stickapparate und sicherte sich 1963 das Weltpatent für maschinelle Paillettenstickerei. Diese brachte den industriellen Glamour in die Modewelt und kreierten so den Ãœbergang vom traditionellen Stil der Fünfzigerjahre zur heute bekannten Glitzerwelt. Mit Erfolg: Die Couturiers schwärmten für Schlaepfers Kreationen. In diesem Zug entstand in der Zürcher Industrie auch das Lurex-Garn für Brokatwebereien. Lisbet und Robert J. Schläpfer erkannten früh das digitale Zeitalter, führten als erste den Computer für die Administration ein. Das war auch wichtig für uns in der Kreativabteilung, wir bauten uns eigene, Photoshop-ähnliche Programme und konnten Muster plötzlich digital bearbeiten – so waren wir etwas voraus, als sich die Grafikprogramme fÃ...
Zwei Haute Couture-Hippies sind nicht mehr

Kurz nacheinander, innerhalb zweier Monaten sind diesen Spätsommer Lisbet und Robert J. Schläpfer verstorben. Martin Leuthold, Jakob Schlaepfers Chefdesigner, erinnert sich.

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