Die Kollektion der einzigen MA-Absolventen WUETHRICHFUERST. Fotos: Paul Mouginot

Mode machen

Am vergangenen Samstag lud die Basler Modeklasse erstmals auf dem Dreispitz Areal zur «Soul Promenade», wo sie ihr Innerstes nach aussen auf den Laufsteg kehrte.

Das all-round audio-visuelle Erlebnis in Basel – zwei Leinwände streamten die Show zeitgleich in schwarz-weiss in den Raum – wurde von rund 1300 Gästen, darunter Modeexperten, Einkäufer sowie nationale und internationale Presse, geteilt. Bachelor- und MA-Absolventen zeigten ihre Arbeiten erstmal gemeinsam. Ob dies daran lag, dass nur zwei MA-Graduanden eine gemeinsame Kollektion zeigten, sei dahin gestellt. Stets im Fokus jedoch: das Präsentieren einer über sieben beziehungsweise drei Semester entwickelten, eigenen, klaren Position. Und diese war so vielschichtig, experimentell und zeitweise sperrig wie es das Credo von «doing fashion» vorsieht.

Von Sozialkritik und Technophobie über Existenzialistisches bis hin zum Rütteln an festgefahrenen Genderpositionen war alles dabei. Auch Tragbar- bzw. Alltagsverträglichkeit variierten immens – nicht dass dies je etwas über die Qualität einer Kollektion ausgesagt hätte. Jedoch scheint Menswear in formaler Hinsicht generell weniger dem Experiment geneigt, und so fanden sich auch in Basel einige der konventionellsten Propositionen in diesem Sektor: Rebecca Ammann etwa schlug in ihrer Kollektion «les gens nonchalants» einen neuen Gentleman alter Schule vor, der Anzugsversatzstücke mit einer Streetwear-artigen Lässigkeit ins 21. Jahrhundert transportiert. Ähnlich Delia Matthäus und ihre «ephemeral elation». Ein Praktikum bei der New Yorker Herrenschneider-Koryphäe Hisham Oumlil hat sichtlich Spuren hinterlassen – ihre in weiss gehaltene Kollektion verband exzellente Fertigungskunst subtil mit urbanem Schneid. Explizit wurde es bei Isabelle Hunziker, die den Titel ihres Abschlusswerkes «Der Essenztod liegt im Überfluss» gleich über ihre gesamte Kollektion plakatierte und damit eine sehr konsequente Linie fuhr. Performativ war Ugo Pecoraio, der die meisten Augenbrauen im Publikum zu heben vermochte. Auf Segways rollten seine Models übergross in die Halle als eine Art «Hommage» – so der Titel der Kollektion – an die unerträgliche Schönheit des weiblichen Seins.

Eine gesunde Portion Humor zeigten die meisten Designer an diesem Abend; so auch die MA-Absolventen WUETHRICHFUERST, die zum Finale der Show ihre Studie in Form und Erinnerung mit einem Clip der Wrestling-Legende Hulk Hogan einleiteten. Scheinbar unbekümmert ob der Reaktion des Publikums fragten sie, wie der Grossteil der gezeigten Kollektionen, schlicht selbstbewusst: «We're doing fashion! What do you do?»

Harald Weiler arbeitet in London für das Fahsionmagazin DASH.

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