Der Flankenschnittstuhl F/02 steht in der Stube der Münchner Gaststätte Donisl. Fotos: Michael Heinrich

Gott vergelt’s

Was, bitteschön, hat ein Bayrisches Wirtshaus im Hochparterre zu suchen? Fragten sich einige Leser des aktuellen Hochparterre. Es gibt viele Gründe. Einer davon: ein Stuhl aus Zürich.

Im aktuellen Hochparterre berichte ich in einer Ansichtssache über die Münchner Gaststätte Donisl vom Architekten Andreas Hild (Hild & K). Man fragte mich: Was, bitteschön, hat ein Bayrisches Wirtshaus im Hochparterre zu suchen? Es gibt viele Gründe: Ich war in München. Ich trank mit dem Architekten ein Bier, ass Leberkäs. Ich war berauscht, nicht vom Bier, sondern vom Raum, der den Gast mit der Bodenhaftung einer 300jährigen Schankwirtschaft umgibt und doch von hinten bis vorn neu ist. Nagelneu! Braucht noch jemand weitere Gründe? Andreas Hild hat an der ETH Zürich studiert, war in den Achtzigern ein ‹Analoger› des Lehrstuhls Reinhard/Šik. Und seid zwei Jahren ist er Mitglied des Gestaltungsbeirates der Stadt Zürich. Den voraussichtlich letzten Grund erfuhr ich heute: Die sympathischen Zürcher Möbelentwickler Schindlersalmerón riefen an um mitzuteilen, ihr Flankenschnittstuhl F/02 stehe im Donisl. Nicht der Tübinger Wirtshausstuhl, den ich im Beitrag erwähne, ist gemeint, der steht im grossen Schankraum, der Schwemme, die im Heft abgebildet ist. Die Zürcher Stühle stehen in der feineren ‹Dionys Stubn› im Obergeschoss mit weissen Tischtüchern und Blick auf Rathaus und Marienplatz. Schindlersalmerón entwickelten den F/02 zusammen mit Hild & K weiter: in Kirschbaumholz und mit leicht veränderten Kantenradien, damit die Stühle den auch hier noch immer groben Bierhausbetrieb schadlos überstehen. ‹Flankenschnittstuhl› heisst das Modell übrigens in Abgrenzung zum Kugelkopffräsen: Beim Flankenfräsen wird die Werkzeugachse parallel zur erzeugten Oberfläche geführt. Hilds «Bauen nach dem Reinheitsgebot» löst der F/02 allerdings nicht durchweg ein, denn bei der Sitzfläche ist furniertes Sperrholz im Spiel. Allerdings passen die Hermes-Einkaufstaschen der Münchner eindeutig besser in die Stubn als in die Schwemme. Prosit!...
Gott vergelt’s

Was, bitteschön, hat ein Bayrisches Wirtshaus im Hochparterre zu suchen? Fragten sich einige Leser des aktuellen Hochparterre. Es gibt viele Gründe. Einer davon: ein Stuhl aus Zürich.

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