Brille von Sven Götti aus dem 3-D-Drucker: Model Tamy Glauser trägt das Modell ‹Clapp Moss›.

Gedruckte Brillen

Mit viel Durchhaltevermögen hat der Designer und Unternehmer Sven Götti sein Sortiment um 3-D-gedruckte Brillen ergänzt. Die Freiformen aus Polyamid erlauben individuelle Anpassungen, etwa bei Stegbreite und Farbe.


Neue Technologien wie das 3-D-Drucken wirbeln anfangs viel Staub auf. Doch nur wer Durchhaltevermögen an den Tag legt, kann technische Erfindungen als Chance nutzen und in markttaugliche Produkte umsetzen. Der Brillendesigner, Optiker und Firmeninhaber Sven Götti nahm vor rund drei Jahren das Projekt in Angriff, 3-D-gedruckte Brillen herzustellen und so sein Sortiment zu ergänzen siehe Hochparterre 5 / 14. Im Herbst 2016 präsentierte er zwölf Korrektur- und zwölf Sonnenbrillen erstmals auf Fachmessen. Drei Jahre sind für Brillen eine lange Entwicklungszeit: «Irgendwann war der Punkt ‹of no return› erreicht. Ich musste mich entscheiden, viel Zeit und Geld zu investieren», so Götti. Das Brillengeschäft ist zwar Moden unterworfen, doch Schnellschüsse sind nicht Göttis Ding. Er wollte sicher sein, dass die Kollektion sitzt – von der Form über das Material bis hin zum passenden Vermarktungskonzept.

Die Herausforderung lag nicht in der Verwendung der Technologie. Dafür fand der umtriebige Unternehmer schnell die richtigen Partner. Fürs Programmieren der komplexen Freiformflächen stellte er ein eigenes Entwicklungsteam zusammen. Das 3-D-Drucken, bei dem Polyamidpulver Schicht um Schicht zu einer Form aufgebaut wird, bietet bei Brillen verglichen mit anderen Fertigungsmethoden einige Vorteile. Das Material eignet sich ausgesprochen gut: es ist säure- und hitzebeständig, flexibel und sogar allergiefreundlich. Ein Pluspunkt, schliesslich kommen Brillen direkt mit der Haut in Kontakt. Der Produktionsprozess ist einfach und benötigt mit dem Laser-Sinter nur ein Werkzeug. Das additive Prinzip der Herstellung ermöglicht laufende Anpassungen und bald auch individuelle Passformen. Zur Auswahl werden unterschiedliche Glasgrössen und Stegbreiten stehen. Nach dem Drucken wird das Gestell oberflächenbehandelt und in einem mehrstündigen Prozess eingefärbt. Dabei arbeitet Götti mit einem Start-up-Unternehmen zusammen. Montiert werden Teile unweit des Hauptsitzes in Wädenswil in der Stiftung Bühl, einer Organisation, die Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Behinderung geschützte Arbeitsplätze bietet. Als Scharnier verwendet Götti ein Industrieprodukt von einem Tüftler, für das er das Exklusivrecht besitzt.

Brillenkollektion ‹ Dimension ›, 2016

– Hersteller: Götti Switzerland, Wädenswil

– Design: Sven Götti

– Material: Polyamid

– Preise: Fr. 312.— bis 396.—

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 3/2017 der Zeitschrift Hochparterre.

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