Das ziegelrote Haus mit einem filigranen, textil wirkenden Kleid steht erhöht im Industriequartier in Weil am Rhein. Nur die Eingangstüre durchbricht die geschlossene Fassade. Fotos: Julien Lanoo, Mark Niedermann

Als Depot getarnt

Rolf Fehlbaums Designsammlung hat ein neues Zuhause: im Vitra-Schaudepot. Der Hybrid ist halb Museum und halb Depot und will sich offensichtlich unsichtbar machen.

Als wäre es einem Gemälde von Giorgio de Chirico entsprungen: Eine weisse Pergola führt von Süden her auf das Haus zu. In rotem Klinker gefügt liegt es erhöht auf einer ziegelroten Piazza. Ein Giebeldach liegt über der ungegliederten Fassade, die von einer einzigen Öffnung durchbrochen wird. Die Glastüre führt vom glühenden Rot ins Innere. Man schiebt einen schwarzen Vorhang zur Seite und betritt einen gleissend hellen Raum. Ein einziger Blick durchmisst ihn. Die zentrale Achse führt durch den Empfang bis an die hintere Rückwand, schnurgerade auf den wie ein Totem mittig platzierten Raumteiler ‹Carlton› von Ettore Sottsass. Er steht auf einem industriell wirkenden Regal. Gleichmässig fällt das Licht der Leuchtstoffröhren von der Decke. Links und rechts türmen sich die Objekte in den Regalen, drei Etagen hoch. Trotzdem bleibt viel Luftraum unter dem Giebel.Draussen ist nicht drinnenUrhütte, Tempel auf der Krepis, surrealer Schuppen: Wie passt das Äussere des Vitra Schaudepots mit dem Inneren zusammen? Was verborgen bleibe, wecke Entdeckungslust, meinte Museumsgründer Rolf Fehlbaum an der Eröffnung Anfang Juni. Verbergen und enthüllen ist das Prinzip der barocken Wunderkammer. Kabinettschränke mit vertrackten Schliess- und Geheimfächern verführten zum Entdecken; im Berühren wurden die exotischen Schätze begriffen. Das Schaudepot dagegen stellt Übersicht her und macht Ordnung. Es lenkt die Konzentration auf das einzelne Objekt, das in gleichmässiger Parade im Lagerregal steht. Dem vergleichenden Blick tritt es unverhüllt entgegen. Hier ist Greifen nicht erlaubt. Stattdessen wischen wissbegierige Besucherinnen und Besucher über Leih-Tablets, um mehr über die Objekte zu erfahren.Einmal im Gebäude fällt deshalb die Erwartung auf Entdeckung wie ein Soufflé in sich zusammen. Nein, wir stehen in keiner Wunderkammer. Das Schaudepot trägt zu Recht seinen Name...
Als Depot getarnt

Rolf Fehlbaums Designsammlung hat ein neues Zuhause: im Vitra-Schaudepot. Der Hybrid ist halb Museum und halb Depot und will sich offensichtlich unsichtbar machen.

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